Wiss Stöckli Nordwand

Startdatum8.7.10
Enddatum8.7.10

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Bruno Müller (der Ueberflieger) Andreas Walder (der Benjamin mit der Erfahrung eines 2oo Jährigen) Erich Wieser (der einzige, der eine Kamera besitzt)
Verhältnisse
sehr gut

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Die Wetterprognosen für den 8. Juli versprachen einen Hitzetag ohne Gewitterrisiko. In Kombination mit dem relativ langen Tageslicht war damit der Weg frei zur Erreichung eines unserer offenen alpinen Ziele, nämlich die Durchsteigung der Wiss Stöckli Nordwand. Drei Routen standen zur Auswahl. Wir entschieden uns für die schwierigste und schönste der dreien – die Route Mansalu. Diese ist 410 Meter lang, besteht aus zehn relativ langen Seillängen, ist gut abgesichert und bewegt sich durchgehend im sechsten und teilweise im siebten Schwierigkeitsgrad. Um es vorwegzunehmen, das Wetter hielt sich an die Prognosen, Bruno hat die ganze Route on-sight sauber und sicher vorgestiegen und so wurde diese Tour zu einem weiteren Leckerbissen in unseren Bergsteiger Palmares.

Um 07.30 h starteten wir von der Brunnialp Richtung Widerflüe zum Flösch. Um 08.40 h erreichten wir über ein Gras- und Geröllfeld die Felsbänder am Vorbau des Wiss Stöckli. Mit äusserster Vorsicht und Konzentration haben wir diese überwunden und standen 30 Minuten später bei Einstieg der Route. Um 09.30 h startete Bruno mit der ersten Seillänge (6a, 35 Meter). Ein Kaltstart auf relativ hohem Niveau – fanden mindestens meine Unterarme. Was nun folgte war die Schlüsselseillänge. 30 sehr steile Klettermeter im sechsten und siebten Schwierigkeits-Grad, und zwar anhaltend. Da gab es kein Ausruhen, kein Entlasten der Arme, es gab nur eins, so sicher und zügig wie möglich nach oben zu klettern. Nun, was für Bruno und Mini selbstverständlich ist, muss nicht automatisch für mich zutreffen. Was ich damit meine? Nur so viel sei verraten: Man hat ja so seine Trickkiste dabei, und da hab ich tüchtig rein gelangt. Der obligatorische Grad (dies ist der Grad, den man zwischen den Hacken unbedingt klettern muss), wird mit 6a angegeben. Da haben die beiden Erstbesteiger Seppi Von Rotz und Alex Arnold nach unserer Meinung wohl etwas tief gestapelt. Was nun folgte waren acht lange Seillängen (zwischen 40 und 50 Meter) im sechsten Grad, gespickt mit zwei siebener Stellen. Die letzte Seillänge (nach unserer Meinung zu tief bewertet und von der Linienwahl etwas gesucht) forderte nochmals unser ganzes Können. Um 16.00 h erreichten wir den letzten Stand und waren froh, nach sechseinhalb mehrheitlich schattigen Stunden, endlich wieder an der Sonne zu sein. Nach einem kurzen Aufwärmen und einer kleinen Zwischenverpflegung starteten wir mit dem Abseilen. Trotz zunehmender Müdigkeit oder gerade deswegen, galt es die Konzentration weiterhin hoch zu erhalten. Mit einer gewissen Anspannung haben wir 13 Mal die 60 Meter langen Seile abgezogen, immer mit der Hoffnung, dass sie nicht klemmen mögen. Ein Hochklettern um die Seile zu lösen, wäre wohl bei diesen Schwierigkeiten nicht verantwortbar gewesen. Zweimal ging unsere Hoffnung nicht in Erfüllung. Beide Male ist es uns aber gelungen, die Seile schlussendlich doch noch frei zu bekommen (die Trickkiste lässt grüssen). Nach drei Stunden erreichten wir den grünen Wiesenboden. Was nun blieb war der Abstieg zum Auto, das wir um 20.00 h erreichten. Nach einem kräftigenden Nachtessen in Unterschächen traten wir den Heimweg an.

Noch einige Details:
Route Mansalu, 6a, 6b, (Var. 6a, 5b), 6a+, 6a, 5c+, 6a+, 6b, 6a+, 6a+, Absicherung : Gut
Kletterführer «Kletterrouten im Schächental von Gabi Bricker und Christof Arnold, Seiten 129/130.
Der Routenname „Mansalu“ ist nicht etwa auf einen Schreibfehler von den Erstbesteigern zurückzuführen, sondern hat einen ganz anderen Grund. Für die Manaslu-Expedition, bei der Sep von Rotz teilnahm, wurden 1000 Ansichtskarten mit dem falschen Namen gedruckt. Das war der Grund für die Erstbesteiger, diese Route „Mansalu“ zu taufen.

BerichterstatterIn
Erich Wieser