Via Valtellina TW (W/B/T2) Franco Poletti

Tourengruppe/-TypSektion, Senioren, Wandern (T1-T3)
Startdatum2.7.16
Enddatum9.7.16
Anmeldeschluss6.5.16
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df2a-1c48-4ff2-9900-0006ac120019
Beschreibung

2.7.2016-9.7.2016 [Sa-Sa] In 8 Etappen mit Start in St. Antönien nach Gargellen in Montafon über den Schlappinerjoch nach Klosters-Davos-Dürrboden-Scalettapass-S-Chanf-Pontresina-Alp Grüm-Poschiavo-San Romerio-Viano-Tirano. ca. 130 Km/5600 hm. Tagesetappen bis ca. 8 Std. ev. Teilstrecken mit ÖV.

Tourenwoche ist belegt (Warteliste)

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Brigitte Blättler, Gertrud Poletti, Franco Poletti (TL), Beatrice Rähle, Fredy Rähle, Albrecht Schmid
Verhältnisse
bewölkt bis schön, nur zweimal Nachts etwas Regen sonst trocken, ideale Wanderverhältnisse.

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Der Säumerweg „Via Valtellina“:

Seit Jahrhunderten wird in Graubünden und im Vorarlberg Wein aus dem Veltlin genossen. Säumerkolonnnen brachten ihn einst über den Berninapass, den Scalettapass und das Schlappiner Joch in den Norden. Die Via Valtellina folgt den Spuren der Weinsäumer durch die traditionelle alpine Kultur von drei Ländern und drei Sprachregionen. Vom rauen alpinen Klima bis ins südlich angehauchte Tirano durchquert der Weg alle Vegetationsstufen. Bis in die 1860er Jahre gelangten jährlich bis zu 150’000 Hektoliter Veltliner in den Norden. Im Sommer wurden die Holzfässchen auf den Rücken von Saumtieren transportiert, im Winter auf Schlitten. Der rege Warenverkehr prägte die Ortschaften entlang der Route. Noch heute lassen sich ehemalige Warenumschlagplätze und Zollstationen entdecken, alte Säumerherbergen und stattliche Dörfer, die ihren Reichtum dem Transitverkehr zu verdanken haben. Stille Täler und schliesslich die traditionsreiche Kulturlandschaft des Veltlins, in der die Reben und der Wein schon immer eine wichtige Rolle gespielt haben, charakterisieren den Verlauf der Via Valtellina.

Samstag 2.7.16 / St. Antönien – St.Antönierjoch – Gargellen / Franco

Wir beginnen in St. Antönien anstatt mit ÖV nach Gargellen anzureisen. So können wir uns in dieses grenzüberschreitende Unternehmen einstimmen. Um ca. 10:00 starten wir in St. Antönien Rüti auf 1461 m in Richtung Gafiertal-Dörfji-St. Antönierjoch auf 2376 m welches wir nach 2.30 Std. erreichen. Bis auf ein leichtes Nieseln aus den aufziehenden Wolken kurz vor dem Ziel kommen wir trocken um ca. 15:00 in Gargellen auf 1423 m an wo wir unter dem schützenden Sonnen-Regenschirm vom Hotel Marmotta unseren Durst löschen. Kurz nach Zimmerbezug öffnet Petrus wie auf Kommando die Schleusen. Der heftige Regenschauer konnte uns in der heimeligen Gaststube jedoch nicht stören. Das Haus wird mit viel Liebe und Herzlichkeit von Fam. Saur geführt. Ein feines Wienerschnitzel zum Znacht und Spiele runden den regnerischen Abend ab.

Sonntag, 3.7.16 / Gargellen – Schlappinerjoch – Dürrboden / Fredy & Beatrice

Am Morgen regnet es nicht mehr doch unser Aufstieg zum Schlappinerjoch findet im Nebel statt. Oben lichtet sich dank einem zügigen Wind der Nebel rasch und bald setzt sich auch die Sonne durch. Der vom österreichischen Gargellen auf das Joch hinaufführende gut unterhaltene Bergweg geht kurz nach der Schweizer Grenze, im Abstieg nach Schlappin, in eine Schlammpiste über. Mehrere Kehren tiefer wird der Grund dafür klar: mit einem Bagger wird der schmale Bergwanderweg verbreitert zu einer „Mountainbikepiste“ hinunter nach Schlappin. Immerhin gibt es dort Gelegenheit im Bach die verschlammten Schuhe zu reinigen um sauber aussehend in Klosters im Gartenrestaurant bedient zu werden. Den Weg von Klosters über Davos in’s Dischmatal legen wir anschliessend mit ÖV zurück. Diese Strecke ist als Wanderung nicht so interessant und wir sparen uns so eine Tagesetappe. So kommen wir in 8 statt 9 Etappen an‘s Ziel in Tirano. Im Dürrboden gibt es ein sauberes Massenlager, vergleichbar mit einer SAC Hütte. Zudem ein Restaurant mit einem etwas kauzigen aber humorvollen Hüttenwirt. Bei ihm haben wir übrigens den besten Veltliner auf der ganzen Route bekommen – und auch am meisten davon getrunken…

Montag, 4.7.16 / Dürrboden – Scalettapass 2606 m – Cinuos-chel / Albrecht

Ab heute ist auch der Tagesberichterstatter mit von der Partie, nachdem der durch einen Unfall lädierte rechte Fuss einen Einstieg ab Beginn der Tour verunmöglicht hat. Im Talgrund des Dischmatals liegt eine dicke Nebeldecke. Wir sind auf dem Dürrboden auf 2007 m Höhe exakt an dessen Obergrenze und bald kündigt sich mit blauem Himmel ein Prachtstag zum Wandern an. Der Scalettapass ist in weniger als 2 Stunden erreicht und es eröffnet sich ein weites Panorama nach Süden, prominent vertreten mit dem Piz Kesch. Nach kurzer Rast steigen wir in den Kessel der Alp Funtauna hinunter, wo gerade alle Vorbereitungen (Aufbau von Zäunen etc.) für den kurz bevorstehenden Viehaufzug getroffen werden. Hier öffnet sich das Val Susauna und führt hinunter ins Engadin. Ueber verschiedene Stufen mit saftigen Weiden und grosser Blumenpracht steigen wir talwärts, vorbei an diversen grösseren und kleineren Kuhherden. Dabei werden wir akustisch und optisch begleitet von rauschenden Bächen in der Schneeschmelze, deren Schaumkronen uns immer wieder in Staunen versetzen. Das auf der Alp Susauna gemäss Kartensignet zu erwartende Beizli existiert leider nicht mehr und so nehmen wir die paar letzten Kilometer auf Asphalt unter die Füsse bis zu unserem Tagesziel, dem Hotel Veduta in Cinuos – chel, wo wir mit einem feinen Apéro, später mit einem exquisiten Nachtessen den Ausklang des Tages bei wärmendem Sonnenschein geniessen.

Dienstag, 5.7.16 / Cinuos-chel – Pontresina / Brigitte

Heute erwartet uns eine eher flache Landetappe, wobei die Betonung auf dem Wort eher liegt – man merke. Frisch gestärkt starten wir in Cinous-chel Richtung Pontresina. Der Weg führt uns an üppig blühenden Blumenwiesen vorbei was immer wieder zu einem Fotostop einlädt. Eines der Mitglieder verabschiedet sich vorübergehend in S-chanf um Bekannte im Dorf zu begrüssen, derweil der Rest der Truppe sich auf den Weiterweg nach Zuoz macht. Der nun einsame Wandersmann wird dann wieder gesichtet, doch auf Pfiffe reagiert nur ein Mungg. In La Punt, nach einem kurzen Kaffeehalt, geht es dann weiter und nun wird klar wieso die Betonung auf dem Wort eher zu liegen kommt, es geht nämlich auch aufwärts, nicht sehr lange und auch nicht sehr steil doch eben aufwärts! Kurz vor Bever muss die Entscheidung getroffen werden weiter per Bahn oder per pedes. Wir kontaktieren unseren Späher, der schon weit voraus sein muss und siehe da, als das Mobile gezückt wird, werden drei nicht beantwortete Anrufe verzeichnet! Nach kurzer Rücksprache stellt sich heraus, dass der vorauseilende Wandersmann bereits in Samedan ist. Wir beschliessen aufgrund der morgigen Etappe und der Wegbeschaffenheit in Bever die RhB zu benützen. In Pontresina angekommen werden wir von unserem abtrünnigen Mitglied mit der Bemerkung empfangen: Er habe gemeint „die schnälle Sieche“ sind längst vor ihm eingetroffen und so habe er nochmals einen Zacken zugelegt….Man merke: man kann auch ohne Eile und Hetze durch die schöne Engadinerlandschaft wandern und die Natur in sich aufnehmen. Wieder vereint beziehen wir unsere heutige Unterkunft in der Jugendherberge, welche sehr komfortabel ist.

Mittwoch, 6.7.16 / Pontresina – Berninapass – Alp Grüm / Fredy & Beatrice

Wir starten heute bei wolkenlosem Himmel und angenehm kühlen Temperaturen. Durch den herrlichen Lärchenwald geht es nach Morteratsch. Hier wird der den meisten Bergsteigern wohl bekannte doch jedes mal wieder überwältigende Blick frei auf die Gletscher und Schneeberge der Berninagruppe. Einfach schön. Immer höher geht es, erst noch durch Wald, dann durch Bergblumenwiesen Richtung Berninapass. Beim Lej Nair, auf 2223 m kann es eine Teilnehmerin nicht lassen und nimmt ein, wie sie sagt, erfrischendes Bad im Bergsee. Nach Kaffee und Kuchen im Buffet Ospizio Bernina geht es entlang des Lago Bianco weiter bis Alp Grüm. 70 m oberhalb der Bahnstation thront auf einem exponierten Felssporn das Albergo Belvedere. Der Adlerhorst für unsere nächste Übernachtung mit grandiosem Blick auf das Val Poschiavo und den imposanten Palügletscher sowie tief unten die von der UNESCO prämierte Berninabahnlinie. Ein gemütliches Berghotel mit nostalgischem Restaurant und Zimmern die immer noch wie anno dazumal ausgerüstet sind mit Waschbecken und Wasserkrug. Und wer nachts auf die Toilette im unteren Stock muss wird unüberhörbar durch die knarrende und ächzende Treppe verraten. Der Abend vergeht nur zu schnell in dieser Wohlfühloase.
www.belvedere-alpgruem.ch

Donnerstag, 7.7.16 / Alp Grüm – Poschiavo / Gertrud

Start bei schönstem Wetter um ca. 08:10 vom Hotel Belvedere (Alp Grüm) 2157 m und Abstieg nach Cavaglia wo wir den Gletschergarten mit den Gletschermühlen besuchen. Die Mühlen wurden Mitte der 90 Jahre kontinuierlich freigelegt und sind heute eine Attraktion für viele Besucher aus dem In- und Ausland. Auch für uns sehr beeindruckend. Weiter wandern wir immer von einer Talstufe zur andern Poschiavo 1014 m entgegen. Bei steigenden Temperaturen erreichen wir die Piazza um die Mittagszeit. Im einladenden Garten vom Hotel Semadeni unterm Sonnenschirm gibt es Speis und Trank. Im Hotel la Suisse beziehen wir unsere Zimmern und verbringen den Nachmittag individuell.
Um 18:00 geniessen wir auf der Terrazza den vom Wirt gesponserten feinen Apero. Das anschliessende Nachtessen vom Haubenkoch Tuena ist exzellent.

Freitag, 8.7.16 / Poschiavo – Alpe San Romerio / Fredy & Beatrice

Der Tag beginnt bedeckt und feucht schwül. Schweisstreibend geht es von Poschiavo von 1‘000 m mehr oder weniger steil die bewaldete Talflanke hinauf. Zweimal kommen wir an einer kleinen Alp vorbei. Sonst verläuft der Pfad vorwiegend im schattigen Wald. Nach gut 2 Std. ist der höchste Punkt auf 1‘860 m erreicht. Ab hier geht es in leichtem auf und ab immer weiter südwärts. Tief unter uns liegt der Lago di Poschiavo. Nach weiteren 2¼ Std. öffnet sich plötzlich der Wald. Es kommen wunderschöne Blumenwiesen und nach wenigen Kehren erscheint auf einem Felsvorsprung die Kirche von San Romerio. Die Kirche und die drei Alphäuser von San Romerio stehen in landschaftlich grossartiger Lage etwa 800 m über dem Lago di Poschiavo auf einer Terrasse, die seit einem Bergsturz vor 15.000 Jahren gleich neben dem Kirchlein steil abfällt. Von San Romerio hat man einen guten Ausblick über den unteren Teil des Puschlavs und den See. Gegen Süden ist der Blick nach Tirano offen. Unter den Einheimischen des Tals macht der scherzhafte Ausspruch die Runde, welcher die Lage der Kirche zutreffend beschreibt: Wer einmal vollständig um das Kirchlein läuft, wird niemals mehr krank. Da das Kirchlein direkt an der steilen, senkrecht abfallenden Felsflanke liegt, kann es nicht umrundet werden, ohne dass man in die todbringende Tiefe fallen würde. Eines der drei Häuser ist vom Besitzer in mühsamer aber liebevoller Arbeit während Jahren zu Restaurant und Herberge mit fünf Zimmern und 22 Lagern ausgebaut worden. Ein kleines Paradies in dem wir den Rest des Tages geniessen und uns kulinarisch verwöhnen lassen. www.sanromerio.ch

Samstag, 9.7.16 / Schmuggleretappe nach Tirano / Albrecht

Die historische Route ist als Via Valtellina, einem attraktiven Weitwanderweg, wieder aufgelebt. Auf dieser einstigen Säumerroute über das Schlappiner Joch, über die Pässe Scaletta und Bernina nach Tirano im Veltlin nehmen wir heute die letzte Etappe in Angriff und wandern im herrlich frischen und klaren Sommermorgen von San Romerio an Viano vorbei, überqueren bei La Dogana die grüne Grenze und stechen von dort, zuerst noch durch kühlend schattige Wälder mit dem romantischen Bergdörfchen Roncaiola und anschliessend durch ausgedehnte Rebberge ins rund 1000m tiefer gelegene Tirano hinunter. Damit haben wir auf der Via Valtellina insgesamt drei Sprachregionen durchquert, sind vom rauen alpinen Klima auf den Passübergängen bis ins südlich angehauchte Tirano durch mehrere Vegetationsstufen gewandert und lassen die Tourenwoche bei einem feinen Mittagessen im Ristorante Bernina am Bahnhofplatz in Tirano ausklingen. Auf der Rückreise mit dem Bernina Express nach Chur lassen sich Teile der Routen der letzten 4 Tage bequem durch das Fenster des klimatisierten Wagens betrachten und damit ist die Via Valtellina 2016 für uns Geschichte geworden.

Herzlichen Dank an Franco für die Initiative zu dieser unvergesslichen Tourenwoche.

BerichterstatterIn
siehe Bericht