Val Stura für Geniesser TW (S/B/WS) Michael Kirsch

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum19.2.11
Enddatum26.2.11
Anmeldeschluss15.1.11
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df38-1d8c-475a-8256-0006ac120019
Beschreibung

19.2.2011-26.2.2011 [Sa-Sa] Das Val Stura ist ein Skitourenparadies. Das *** Hotel kann nicht besser sein, das Essen und die netten Leute tragen dazu bei, dass Liebhaber italienischer, piemonteser Küche und Lebensart hier, in dem von uns besuchten Hotel, sicher wieder auf ihre Kosten kommen und verwöhnt werden.
Die Tage werden dem Können und den Wünschen der Teilnehmer angepasst.
Schwierigkeit: WS wenig schwierig. (die Spitzkehre sollte trotzdem sitzen)
Unterkunft in Sambucco in einem guten Hotel mit DZ oder Dreibettz

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Lilo Bigler, Sven Bittscheidt, Meinrad Blum, Beat Bornhauser, Kurt Bucher, Ueli Dubach, Guido Giusti, Doris Schwarzenbach, Christina und Michael Kirsch
Verhältnisse
Siehe Text

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Nach dem Val Maira im 2008 sind wir wieder zurück im geliebten Italia, diesmal noch ein Tal südlicher und damit etwas näher am Mittelmeer. Es trennen uns gerade mal 70 km Luftlinie von der Küste. Mit dem Wettergott scheinen wir uns günstig gestellt zu haben, im Süden soll es geschneit haben, was Angesicht der miesen Schneeverhältnisse in der Schweiz sehr erfreulich ist. Unsere Reise mit dem Sportbus Wädenswil beginnt wie immer mit dem persönlichen Abholservice des Tourenleiters und so füllt sich der Bus mit Lilo Bigler und Beat Bornhauser in Wädenswil, mit Doris Schwarzenbach, Kurt Bucher und Guido Giusti in Richterswil, mit Meinrad Blum in Samstagern und letztlich mit Sven Bittscheidt (Basel), Ueli Dubach (Uster) und Franz Zürcher in Biberbrugg am Bahnhof. Unsere Fahrt führt bei strahlend blauem Himmel über den Gotthard (natürlich durch den Tunnel) Richtung Mailand, Turin nach Cuneo und von dort Richtung Frankreich in die Berge bis nach Sambuco, nahe dem Nationalpark Mercantour.
Franz hat uns eine Schlemmerwoche bei Bartolomeo versprochen und wir sind alle sehr gespannt.

Apéro: Tète de Plate Longe 2‘790 m, 1‘150 Höhenmeter
Für unsere erste Tour fahren wir über den Colle della Maddalena nach Frankreich. Das Wetter ist trüb und kalt, es hat in der Nacht geschneit und die Strasse ist Schneebedeckt. Es verbreitet sich Pflerschtal-Stimmung. Nach der langen Reise sind trotzdem alle froh, etwas unternehmen zu können. Wir steigen gemütlich durch den lichten Lärchenwald auf und erreichen nach ca. 3.5 Stunden unseren ersten Gipfel der Woche. Die Aussicht beschränkt sich auf die Teilnehmer und die Felsen im Umkreis von 20 m. Die Abfahrt wäre eigentlich gar nicht so schlecht, nur leider ist der Pulverschnee mit alten Spuren verunstaltet und die mangelnde Sicht hilft nicht gerade bei einer berauschenden Fahrt ins Tal.
Zum Apéro werden jeweils 2 Flaschen Weisswein (jeden Tag einen anderen Wein) und kleine Gebäckstücke serviert. Franz erläutert den nächsten Tag.

Primo Piatto (Pasta): Testa della Costabella del Piz 2‘760 m, 1‘600 Höhenmeter
Die Pasta ist eigentlich schon der konditionelle Höhepunkt der Woche. Den ersten schönen Tag benutzen wir für den längsten Aufstieg. Nach der steilen Waldstrasse im Schatten der Nordhänge erreichen wir nach rund der Hälfte der Tour die sonnigen Alpweiden. Eine etwas nervöse Spur wird von Franz wesentlich beruhigt und wir können praktisch alles ohne Spitzkehren aufsteigen. Erst im steilen Gipfelhang braucht es die eine oder andere Kehre. Am Gipfelgrat blässt ein kalter und starker Wind. Am vermeintlichen Gipfel haben die schnellsten der Gruppe die Felle schon von den Skis genommen, als Franz erklärt, dass der Gipfel noch nicht erreicht ist. Nach einer kurzen Abfahrt und einem luftigen Gegenanstieg sind wir dann auf dem wirklichen Gipfel und geniessen die herrliche Aussicht bis in die Po-Ebene und zum Monte Viso. Mit den Fellen fahren wir wieder das kurze Stück ab und steigen zum Vorgipfel auf. Nun können die Felle endlich abgenommen und die Abfahrt im herrlichen Pulverschnee in Angriff genommen werden.
Es gibt wie beim Weisswein täglich andere Primi Piatti: Tagliatelle, Risotto, Spagetti, Gnocchi und man kann so viel davon essen wie man mag.

Primo Piatto (Suppa): Tête de Fer 2‘883 m, 1‘200 Höhenmeter
Nach der längsten Tour steht heute der höchste Gipfel der Woche, wieder in Frankreich, auf dem Programm. Wir fahren wieder über den Pass nach Larche und parkieren unseren Bus beim Campingplatz. Zuerst müssen wir der Langlauf-Loipe entlang bevor es wieder durch einen lichten und steilen Lärchenwald hinauf geht. Durch das enge Vallon de Courrouit und einen ersten, mit Spitzkehren verunstalteten Hang geht es hinauf an die Sonne und zum obligatorischen Znünihalt. Um Missverständnisse zu vermeiden, stellt Franz klar, dass wenn er sich hinsetzt alle etwas essen sollten. Denn bei den derzeitigen Windverhältnissen ist eine Pause auf dem Gipfel oft nicht möglich. Nach dem Znüni spurt Michi eine neue Route, da die bestehende Spur erneut viel zu nervös angelegt ist. Er spart auf den nächsten 200 Höhenmetern mindestens 20 Spitzkehren ein. Für den Gipfelaufbau übernimmt wieder Franz das Spuren und auch er spart wiederum mindestens 20 Spitzkehren bis zum Gipfel. Leider zieht genau im falschen Moment eine hohe Bewölkung über unsere Köpfe und die Sicht wird für die Abfahrt ziemlich schlecht. Dafür lässt der Pulverschnee keine Wünsche offen. Nach einer steilen Passage vorbei an Eisfällen finden einige Stürze statt und es findet sich anschliessend auch Sven’s zweites Brillenglas wieder.
Eigentlich ist nach Menu-Plan Pasta oder Suppa vorgesehen. Jeder kann aber problemlos beides geniessen. Die Suppenauswahl reicht von Kuttelsuppe über Spinatcrème bis zur klassischen Minestrone.

Secondo Piatto: Cima delle Lose 2‘813 m, 1‘200 Höhenmeter
Es ist wieder stahlblauer Himmel und bitter kalt (-11 ° vor dem Hotel). Leider muss Christina heute ihre Füsse pflegen (die Blasen schmerzen zu sehr) und wir nehmen die Tour zu zehnt in Angriff. Wie schon die letzten Tage ist der erste Teil des Aufstiegs von einem lichten Lärchenwald (Bosco Bandito) gekennzeichnet. Franz spurt die untere Waldhälfte und nimmt anschliessend eine alte Spur für den 2. Teil. Die erste Pause machen wir an der Sonne. Nach einer kurzen Abfahrt mit Fellen geht es dem Gipfelrücken entlang zum Vorgipfel und knapp einen halben Kilometer später die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel hinauf. Auf dem Gipfel blässt ein empfindlich kalter Wind und wir machen uns auf der Südseite eine Sitzbank im Windschatten und geniessen die wärmende Sonne mit einem herrlichen Ausblick. Die Abfahrt über den Gipfelrücken ist tückisch mit Steinen durchsetzt und Guido ruiniert fast seinen Ski. Im unteren Teil folgen wir nicht der Aufstiegsspur sondern fahren direkt ins Vallone Puriac ab und die Abfahrt ist wirklich vom allerfeinsten. 40 cm lockerer Pulverschnee, völlig unverfahren, ab und zu ein Bäumchen (welches promt von Lilo angesteuert wird!). Diese Abfahrt ist einem Hauptgang tatsächlich würdig. Wir erreichen die Passstrasse etwas über einen Kilometer vom Bus entfernt. Michi stöckelt alleine zum Bus und holt diesen zur Gruppe.
Die Secondos werden direkt am Tisch geschöpft, es gibt täglich zwei Hauptspeisen mit zwei Beilagen und Gemüse zur Auswahl. So kann das eine oder andere Gericht gewählt oder wie meistens eine Portion „misto“ geordert werden. Am Donnerstag wird uns dann auch das berühmte Sambuco-Lamm serviert.

Dolce: Rocca Reis 2‘701 m, 1250 Höhenmeter
Ein leicht bedeckter Himmel begleitet uns ins fünfte südliche Seitental der Woche. Es geht 2 Kilometer fast horizontal ins Vallone Forneris, was wir dann aber beim anschliessenden Waldstück büssen müssen. Eine steile Spur führt durch den Wald ins Hochtal hinauf. Dort angekommen sind alle froh über eine Pause (mit sitzendem Franz!). Der anschliessende Südwesthang ist hart gefroren und zum Glück trotzdem griffig, so können wir ohne Harsteisen laufen. Die folgende Hochebene ist fast mit Knietiefem Pulverschnee bedeckt und Franz muss wieder spuren. Wie schon in den vergangenen Tagen läuft bei diesen Gelegenheiten Michi an zweiter Stelle und verbessert die frische Spur für den Rest der Gruppe. Dies veranlasst Beat zur Metapher von der Lokomotive Franz mit dem „Kohlensack“ Michi (Verzeihung Kohlentender) im Schlepptau!! An den Gipfel zeigen grosse Schneefahnen den starken Wind an, welcher uns nun für den Rest des Aufstiegs über die Serra del Bal begleitet. Kurz unter dem Gipfel lässt der Wind etwas nach und wir machen eine vorgezogene Gipfelrast. Am Gipfel ist es tatsächlich wieder relativ ungemütlich und wir machen uns schon bald an die Abfahrt. Franz wählt eine andere Route für die Abfahrt und überrascht uns alle (wahrscheinlich auch sich selbst ein wenig) mit einem Pulverschneehang nach dem anderen. Unterdessen scheint auch die Sonne wieder in vollen Strahlen und nichts trübt die schöne Abfahrt. Im steilen Waldstück übt Christina den doppelten Salchov im Tiefschnee und rast vorübergehend Kopf voran auf eine Lärche zu. Zum Glück ist der Schnee so tief, dass sie rechtzeitig liegen bleibt. So erreichen alle gesund und munter den Bus.
Die Dolce sind alle frisch gemacht jedes ein kleines Kunstwerk. Nicht alle sind scharf auf Süsses und so müssen sich einzelne Gruppenmitglieder immer wieder opfern und zwei Desserts verspeisen.

Café und Grappa: Monte Seita 2‘505 m, 1‘100 + 200 Höhenmeter
Zum Abschluss unserer Tourenwoche packt Franz nochmals einen Trumpf aus dem Ärmel. Wieder ist es strahlend blauer Himmel und wir fahren ins sechste südliche Seitental. Nach einigen Parkierungsproblemen machen wir uns an den Aufstieg ins wunderschöne Vallone dell’Ischiator. Ausnahmsweise ist das zu durchquerende Waldstück sehr kurz. Der Aufstieg über den Gipfelgrat ist steil und luftig uns Franz muss für die letzten Meter sogar die Schneeschaufel auspacken und eine sichere Spur schaufeln. Auf dem Gipfel haben gerade mal zwei Personen mit Ski und ca. 7 Personen ohne Ski Platz. Die Aussicht ist wiederum herrlich. Es ist ausnahmsweise genügend warm, dass wir den Gipfel auch für eine Rast benutzen können. Die Abfahrt durch den steilen Gipfelhang machen wir in drei Etappen einzeln, da die Winde der vergangenen Tage einiges an Schnee abgelagert haben. Auf der Alp beschliessen wir die Felle nochmals anzukleben und nochmals 200 Höhenmeter aufzusteigen und erneut abzufahren. Trotz anstrengender Spurarbeit lohnt sich das Unternehmen und wir können nochmals ein steiles Couloir bei bestem Pulverschnee abfahren. Auch die übrige Abfahrt erweist sich als reinstes Vergnügen.
Es geht halt nichts über einen echten italienischen Kaffee nach einem feinen Essen, ausser dem dazugehörenden Grappa. Und bei Bartolomeo wird das Grappa-Glas fast bis zum Rand gefüllt. Die Auswahl an Grappas kann sich sehen lassen und wir können fast jeden Tag einen anderen Grappa probieren.

Es hat natürlich auch ein für italienische Verhältnisse hervorragendes Frühstück mit Müesli, Joghurt, frischen Früchten, Brot, Brioche und vielem mehr gegeben. Und kurz nach der Skitour, resp. kurz vorm ins Bett gehen wurde auch das eine oder andere Bier, Radler oder Panache geleert, ist ja klar!

Alles in allem ein voller Erfolg betreffend Wetter, Schneeverhältnissen, Unterkunft und Gruppe, welcher nicht zuletzt auf die hervorragenden Eigenschaften unseres Führers Franz Zürcher zurückzuführen ist. Ihm an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön und wir freuen uns schon auf nächstes Jahr. (04. – 10. März 2012 im Lungau)

BerichterstatterIn
Michael Kirsch