TW Langtauferstal TW (S/B/WS) Michael Kirsch

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum15.3.09
Enddatum21.3.09
Anmeldeschluss16.1.09
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df3d-98bc-4e3b-895a-0006ac120019
Beschreibung

15.3.2009-21.3.2009 [So-Sa] Unterkunft: Hotel Langtaufererhof (www.langtaufererhof.it)
Programm: Sonntag 15.03.09: Anfahrt und Einlauftour am Reschenpass oder in der näheren Umgebung des Hotels
Montag, 16.03. – Freitag 20.03: Skitouren je nach Teilnehmer. Mögliche Ziele:
Mittlerlochspitze 3174 m
Nasse Wand 3044 m
Grosser Schafkopf 2998 m
Seebödenspitze 2859 m
Äusserer und Innerer Nockenkopf 2768 m
Elferspitze 2926 m
Glockhauser 3023 m
Aufstiege zwischen 750 und 1250 HM, einzelne Touren können mit Liften verkürzt

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Franz Zürcher (Bergführer), Lilo Bigler, Christina Kirsch, Doris Schwarzenbach, Sven Bittscheidt, Meinrad Blum, Beat Bornhauser, Kurt Bucher, Ueli Dubach, René Kuch
Verhältnisse
Viel Schnee, alle Sorten von Pulver, Wetter beinahe ausnahmslos schön, kalter Nordföhn, Lawinengefahr im Laufe der Woche von Erheblich auf Mässig zurückgegangen

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Skitouren für Geniesser zum Dritten. Nach dem Gailtal und dem Val Maira stand dieses Jahr ein näheres Ziel im Vordergrund. Das Langtauferstal liegt direkt am Reschenpass und verläuft von dort ostwärts bis zur Weisskugel. Es hat eine vordere und eine hintere Kirche und bei zweiter liegt auch unser Hotel Langtaufererhof. Vis à vis vom Hotel ist die Talstation zum Skigebiet Maseben, bestehend aus einem Sessellift und zwei Schleppliften. Das Hotel selbst bietet nebst Frühstücksbuffet, Kuchenbuffet am Nachmittag und Salatbuffet als Bestandteil des 5-Gang-Nachtessens auch einen Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad und verschiedenen Abkühlmöglichkeiten sowie Ruheräume. Besitzerfamilie Thöni und Personal sind äusserst freundlich und hilfsbereit. Die Zimmer sind geräumig und für den besten Schnarchler der westlichen Hemisphäre bekommen wir extra ein Familienzimmer mit getrennten Räumen.
Für die Fahrt haben wir den Sportbus Richterswil organisiert. Franz Zürcher fährt mit seinem Auto, da er am Freitagabend schon wieder heim muss. Er holt auf dem Weg nach Richti Bahnhof noch Mäni Blum, Kurt Bucher und René Kuch ab. Ich habe den Bus am Samstag nach Horgen geholt und lade auf dem Weg nach Richti Lilo Bigler, Beat Bornhauser und Doris Schwarzenbach auf. Sven Bittscheidt kommt mit der S2 nach Richti und Ueli Dubach mit der S5 nach Pfäffikon/SZ. Hans Lamp musste sich leider kurzfristig wegen zuviel Arbeit abmelden. So fahren wir zu elft kurz nach 7 Uhr auf der Autobahn Richtung Landquart und von da zum Vereina. Es hat praktisch keinen Verkehr und wir bekommen problemlos den nächsten Zug. Im Unterengadin ist das Wetter bereits besser als zu Hause und es keimt Hoffnung für eine Skitour mit gutem Wetter auf.
Nach einem Stehkaffe an der Pseudogrenze zu Österreich in Martina fahren wir hinauf zum Reschenpass und von da zuerst einmal westwärts in Rojental. Die Sonne scheint und es ist ziemlich warm. Genau um 11.00 Uhr sind alle bereit und wir machen uns auf die erste Skitour der Woche. Die knapp 900 HM zum Äusseren Nockenkopf 2770 m bringen wir gemütlich in 2 ½ Std. hinter uns. Am Gipfel herrschen stürmisch kalte Bedingungen und niemand möchte eine längere Pause einlegen. Die Abfahrt bietet schon ziemlich alles, was das Skifahrerherz begehrt: Zu oberst wartet Deckelipulver, dann kurz Klötzlipulver worauf ein, zwei Schwünge in Puvlerpulver gefahren werden können. Die untere Hälfte der Abfahrt ist dann wirklich traumhaft mit feuchtem Deckelipulver und die letzten Meter bleiben wohl allen in Erinnerung mit dem ultimativen Sumpfpulver. Tja, es ist ja bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber wir haben ja noch eine ganze Woche Zeit zum üben.
Schön durstig erreichen wir gerade noch rechtzeitig zu Kaffee und Kuchen das Hotel und schnell ist die erste Runde Radler bestellt und fast noch schneller auch schon verschwunden. Das Kuchenbuffet ist gespickt mit feinen Sachen: Vollkornbrot, Wurst und Essiggurken sowie Apfelstrudel und zwei bis drei verschiedene Torten.
Die ganz unerschrockenen sind vor dem Abendessen schon das erste Mal in der Sauna und entspannen sich von den Strapazen der Reise.
Franz organisiert jeden Abend eine halbe Stunde vor dem Nachtessen einen kleinen Apéro mit Weisswein. Das Nachtessen lässt keine Wünsche offen, zumal einige Teilnehmerinnen nicht so scharf auf süsse Speisen sind und so andere scharfe Teilnehmer sich den Abend mit zwei Desserts versüssen können. Nach dem Essen gibt’s an der Bar Kaffee und Grappa oder ähnliches (und erst noch im Preis inbegriffen) und später noch das eine oder andere Gesöff als Absackerli.

Der Montag wartet mit strahlendem Wetter auf. Wir sind um 07.00 Uhr am Frühstücksbuffet, welches ähnlich wie das Nachtessen eigentlich keine kulinarischen Frühmorgenwünsche offen lässt. Trotzdem sind alle pünktlich um 08.00 Uhr vor dem Hotel bereit für die heutige Skitour. Unser Ziel, der Glockhauser 3023 m liegt nördlich vom Hotel und wir müssen die bereits stark von der Sonne beschienenen Süd- und Südosthänge hoch steigen. Franz muss ordentlich viel spuren, es liegen bis zu 30 cm Neuschnee. Mit zwei längeren Pausen erreichen wir wiederum sehr gemütlich nach ca. 4 Stunden unser Ziel und geniessen bei mässigem Wind die herrliche Rundsicht auf die Ötztaler Gipfel, ins Unterengadin und auch auf die Cevedale-Gruppe.
Wir fahren nicht der Aufstiegsspur entlang ab, sondern den Westhängen Richtung Winkeleck. Die ersten 600 HM sind Pulverpulver vom Feinsten, sehr zur Freude aller. Wir machen auf der Alp nochmals eine Pause. Doch schon bald kommt das obligatorische „so“ von Franz und wir brechen wieder auf um die letzten, steilen Hänge zum Hotel in Angriff zu nehmen. Nach einer sehr kurzen Feuchtpulver-Einfahrstrecke sehen wir uns ziemlich plötzlich mit dem Schlechtesten, was der Schneegott für uns Skifahrer bereithalten kann konfrontiert. Anstelle des erwarteten Sulzschnees gilt es Tiefsumpfpulver auf über 300 HM zu bewältigen. Dies schaffen wir nur unter grössten Anstrengungen. Immer wieder sackt ein ganzer Hang beim Befahren in sich zusammen und beim Fahren weiss man nie, wann man bis zum Gras durchbricht. Trotzdem schaffen es alle heil zurück zum Hotel und zum wohlverdienten Kuchenbuffet.

Am Dienstag wechseln wir die Talseite, nicht zuletzt weil die Abfahrtsspuren einer anderen Gruppe vom Vortag verheissungsvoll aussehen. Mit Sessellifthilfe überbrücken wir die ersten 350 HM und steigen anschliessen noch ca. 100 HM im Skigebiet Maseben auf. Dann nutzen wir die Spur vom Vortag durch die ordentlich steilen Nordhänge der Mitterlochspitze 3176 m. Nach rund 3 ½ Stunden erreichen wir den Sattel rund 100 m unter dem Gipfel. Ab hier geht es ohne Ski über den Felsgrat zum Gipfel. Auf dem Gipfel ist es so eng, dass weder Gipfelfotos noch Gipfelrast gemacht werden können. Zudem ziehen einige Schleierwolken herein und wir beeilen uns mit dem Abstieg, damit wir die tollen Hänge abfahren können, solange die Sicht noch i.O. ist. Das gelingt dann auch und wir geniessen die Pulverschneehänge in vollen Zügen. Am Fuss der Hänge genehmigen wir uns dann doch noch die verdiente Mittagspause mit den feinen, vom Hotelpersonal gemachten Sandwichs. Nach kurzer Abfahrt erreichen wir das Skigebiet und stürzen uns sofort ins Restaurant zu Jagertee und Radler. Die anschliessende Abfahrt auf der Piste geniessen alle und wir sind natürlich wieder auf die Minute genau zum Kuchenbuffet zurück im Hotel. Heute bildet sich eine Jassgruppe, bestehend aus drei ständigen Mitgliedern des Ältestenrates verstärkt mit unserer jüngsten weiblichen Teilnehmerin. Zum Nachtessen erscheinen alle ohne eingeschlagene Schädel, es scheint anständig am Jasstisch zu und hergegangen sein.

Am Mittwoch ist das Wetter immer noch hervorragend und wir sind eine ganze Stunde früher aufgestanden. Wir möchten von Melag aus auf die Valbenairspitz 3202 m aufsteigen und dies entspricht rund 1300 HM. Zuerst verläuft die Route bis zur Melager Alm auf der Langlaufpiste bevor es durch etwas lichten Lärchenwald zur Rotebenalm hinauf geht. Einem Mitglied des Ältestenrates liegt etwas auf dem Magen und er kämpf sich tapfer den Berg hinauf. Auf der Alm verlassen ihn dann die guten Geister definitiv und ich begleite ihn fast bis ins Skigebiet Maseben. Dann renne ich so schnell wie möglich der restlichen Gruppe hinterher und erreiche sie kurz nachdem sie den Gipfel verlassen haben. In der Gipfelregion blässt ein starker Nordföhn und es ist sehr ungemütlich. Ich besteigen den Gipfel dann alleine fahren zu der im eiseigen Wind auf mich wartenden Gruppe. Gemeinsam fahren wir wieder in traumhaften Pulverschneehängen ab zur Rotebenalm und können hier bei beinahe windstillen Verhältnissen dem nächsten Sandwich zu Leibe rücken. Auf der Melager Alm, einige Pulverpulverschneehänge weiter unten, versuchen wir einen Kaffe zu ergattern, die Hütte ist jedoch so gestossen voll mit Langläufern und Winterwanderern, dass nur ein Teil der Gruppe sitzen kann. So machen wir uns schon bald an den Rückweg zum Hotel, wo schliesslich gratis das Kuchenbuffet auf uns wartet.

Der Donnerstag beginnt anders als die anderen Tage. Das Wetter ist nicht mehr über alle Zweifel erhaben. Wir beschliessen eine weitere Tour auf der Nordseite des Tals in Angriff zu nehmen, allerdings mit der Option nordwärts Richtung Österreich abzufahren, solange die Sicht- und Schneeverhältnisse dies zulassen. Der Aufstieg folgt zuerst einer Alpstrasse in unendlich vielen Kehren Richtung Patziner Alpe. Dann bei immer stärker werdendem Nordwind Richtung Wölfelesjoch und zum Wölfeleskopf 2894 m. Am Gipfel haben wir so ziemlich alle Kleider an und es reicht trotzdem nicht für eine gemütliche Rast. Dafür sind die Verhältnisse so gut, dass wir tatsächlich Richtung Skigebiet Nauders abfahren können. Unter den neidischen Blicken einer anderen Tourengruppe schwingen wir die österreichischen Pulverschneehänge des Saleztales hinab. Kurz vor der Skipiste machen wir den nächsten Sandwichstopp. Im Skigebiet können wir die herrlichen Pisten nutzen um dem schlechten Tiefschnee aus dem Weg zu gehen und so bilanzieren wir am frühen Nachmittag ein Minus von ca. 300 m Meereshöhe: knapp 1100 HM Aufstieg und etwas über 1400 HM Abfahrt. Dank dem verpassten Skibus können wir uns in einer Imbissbude einen Kaffee leisten. Dann fahren wir mit dem Gratisbus nach Graun und müssen wegen dem schlechten Anschluss auf den Linienbus ins Langtauferstal erneut ein Restaurant aufsuchen und weitere Kaffees konsumieren. Doch aller Widerlichkeiten zum Trotz erreichen wir gerade rechtzeitig zur Kuchenbuffet-Eröffnung unser Domizil. Da Franz am Freitag nach der Skitour direkt nach Hause muss und dabei von Beat begleitet wird, beschliessen wir heute schon den obligatorischen Videoabend mit Bildern der gerade erlebten Woche durchzuführen. Die Jasstruppe gerät deshalb etwas in Stress, da nun der Apéro schon um 18.00 Uhr zusammen mit der Video-Vorführung beginnt.

Am Freitag fahren wir erneut ins Rojental. Es hat über Nacht ca. 2 cm geschneit und der Schnee ist der kalten Witterung wegen sogar auf der Strasse liegen geblieben. Unser Bus erweist sich als ziemlich Wintertauglich und wir erreichen den Parkplatz im Rojental kurz nach Franz und Beat. Es bläst ein kalter Wind, allerdings von hinten und so stört er anfänglich nicht allzu sehr. Drei Skitourengeher sind einige Minuten vor uns unterwegs und spuren das Tal hinauf, allerdings scheint es, als seien sie auf einer Spitzkehren-Übungstour. So spurt Franz eine neue, Spitzkehrenfreie Spur bis ganz auf den Griankopf 2896 m, ein Grenzgipfel zur Schweiz, direkt über der berühmten Uina-Schlucht gelegen. Auf dem Gipfel ist es gerade mal 5 Minuten windstill und dann bläst der eisig kalte Nordwind bereits wieder. So beschliessen wir nach dem Gipfelfoto sofort abzufahren. Zurück bei den Autos packen wir unsere 7 Sachen und fahren nach Reschen ins nächste Restaurant. Nach einer Suppe sind alle Körperteile wieder aufgewärmt und wir verabschieden Franz und Beat. Auch ohne Bergführer schaffen wir es rechtzeitig im Hotel zu Kaffee und Kuchen einzutreffen.

Der Samstag beginnt wieder um 06.00 Uhr beim Frühstück. Wir füllen den Bus mit allem Gepäck und verabschieden uns von den netten Wirtsleuten um 7 Uhr. Das Wetter ist hervorragend und wir möchten vor der Heimreise noch eine Skitour machen. Der Bus soll um 18.00 Uhr in Richterswil geputzt und aufgetankt übergeben werden. So haben wir ein anstrengendes Programm vor uns. Zum Abschluss machen wir nochmals eine Tour in einem südlichen Seitental des Langtauferstal, dem Valle dei Buoi, allerdings nicht das Mittereck sondern den weiter vorne im Tal liegende Seeberkopf 2815 m. Bis zur Ochsenalm kämpfen wir mit dem eiskalten Gegenwind, der erst nachlässt, als wir die Nordosthänge des Seeberkopfs in Angriff nehmen. René hat leider Rückenschmerzen, kehrt schon bald um und wird in der Ochsenalm auf uns warten. Wir andern geniessen den Aufstieg an der Sonne im unverspurten Pulverschnee und erreichen nach gut 3 ½ Stunden den Gipfel. Nochmals geniessen wir die herrliche Aussicht auf die Bergwelt. Leider zieht auch hier ein kalter Wind über den Gipfel und wir fahren schon bald zurück zur Ochsenalm. Hier ist es angenehm warm und wir gönnen uns eine Mittagspause. Auf der Alpstrasse geht es in rasantem Tempo zurück zum Bus. Der Vereina ist praktisch unbenutzt und wir müssen kaum 5 Minuten auf die Abfahrt des Zuges warten. So haben wir pünktlich um 15.00 Uhr etwas Zeit um im Heidiland das tägliche und zur Gewohnheit gewordene Kuchenbuffet aufzusuchen.

Fazit der Woche: Schönes Wetter ist mehr als die halbe Miete! Und unser Spruch der Woche: Frauen ticken einfach anders!

BerichterstatterIn
Michi Kirsch