Skitourenwoche V. Maira I TW (S/B/WS) Michael Kirsch

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum16.3.08
Enddatum22.3.08
Anmeldeschluss25.1.08
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df3f-3610-4dcd-ba20-0006ac120019
Beschreibung

16.3.2008-22.3.2008 [So-Sa] Mit Bergführer Franz Zürcher.
Val Maira, 2. Anlauf, Skitouren für Geniesser!
Einfache Touren und gutes Essen kombiniert!
Unterkunft: Hotel Londra in Aceglio (www.ghironda.com -> Valle Maira -> Locanda occitane delle nostre valle). Bei schlechten Schneeverhältnissen kann auch in eine andere Unterkunft gewechselt werden.
Sonntag, 16. März 2008: Fahrt via Chiasso – Mailand – Alba – Cuneo
Montag, 17. März – Karfreitag 21. März:
Skitouren je nach Können der Teilnehmer. Es hat für jeden Ta

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Peter Hausmann, Beat Bornhauser, Franz Lischer, Guido Giusti, Stephan Rauch, Sven Bittscheidt, Christina + Michi Kirsch
Verhältnisse
Schöne Frühjahrsbedingungen, meist sonnig und eher etwas zu warm Lawinensituation mit Ausnahme des letzten Tages gering Genügend Schnee in den Nordorientierten Hängen

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Skitouren für Geniesser, so habe ich das ganze Unternehmen angekündigt. Nachdem wir vor einem Jahr wegen Schneemangel ins Gailtal ausweichen mussten und dort eine wahre Geniesserwoche verbringen durften, waren die Erwartungen ans Val Maira noch höher.
Angemeldet haben sich 10 TeilnehmerInnen, doch leider mussten sich zwei kurzfristig wieder abmelden.
Die Anreise war schon der reinste Genuss, Abfahrt um 08.00 Uhr, da konnte man richtiggehend ausschlafen. Ein erster Halt in Mendrisio konnte für ein Auffüllen der Autotanks mit billigem Schweizer-Benzin und ein Auffüllen unserer Tanks mit gutem Südschweizer Kaffee genutzt werden. Das Mittagessen mussten wir uns aber hart verdienen, fuhren wir doch am McDo vorbei und nahmen dann stehend ein Panini im nächsten Autogrill-Restaurant kurz vor Asti ein. Um 16 Uhr trafen wir im Hotel Ceaglio in Marmora ein, ein idyllisches Plätzchen Erde umgeben von mehr oder weniger schneebedeckten Bergen.
Die Zimmereinteilung erledigte sich fast von selbst: Sven und Ste sind ziemlich unzertrennlich, wobei sich dies im Verlauf der Woche etwas relativierte, weil da eine Geschichte mit Franz Lischer und einer Seife irgendeine Rolle spielte. Peter Hausmann und Beat Bornhauser, unser Veteranen-Duo, teilte sich ein weiteres Zimmer, zumindest solange, bis „Peterli“ vom an ADSL (Vereinfachung für die Teilnehmer des zweiten Bildungsweges für ADHS = Aufmerksamkeits-defizit-/Hyperaktivitätsstörung) leidenden „Schnittlauch“ mit viel nächtlichem Lärm vertrieben wurde. Guido Giusti, unser „Nesthäkchen“ blieb in diesen festgefahrenen Strukturen übrig und unser Positivdenker und Heuchler-ersten-Grades Franz Lischer teilte das Zimmer mit ihm. Ich war froh, meine Frau mit dabei gehabt zu haben und durfte tatsächlich mit ihr ein Zimmer teilen.
So freuten wir uns nach einem kurzen Spaziergang auf einen Apéro mit Prosecco und Knoblibrot sowie das anschliessende Nachtessen, welches aus nicht weniger als 7 Gängen – 4 Antipasti, ein Primo, ein Secondo und einem Dolce – mit speziellen, heimischen Speisen bestand. Auch das Frühstück mit Müesli, Joghurt, frischen Früchten, Brot, Honig und Konfi kann sich für italienische Verhältnisse sehen lassen und gibt einen guten Grundstock für die kommenden Tourentage.
Das Wetter zeigt sich mit Ausnahme der Temperaturen von seiner besten Seite. Es ist schon beim loslaufen sehr warm, obwohl wir im Schatten unterwegs sind. Unser erstes Ziel ist der P. Sibolet mit 2582 m nur gerade 1100 Höhenmeter vom Ausgangspunkt entfernt. Der Aufstieg ist gemütlich und lässt auch etwas Zeit, um Guido im Spitzkehren-machen zu trainieren. Pünktlich um 10 Uhr machen wir Pause und können nebst Sandwiches auch das eine oder andere Osterei geniessen. Der Gipfel ist nicht mehr weit und es erwartet uns eine atemberaubende Aussicht bis weit in die Po-Ebene und die südlichsten Gipfel der Alpen vom Monte Viso bis kurz vor Nizza. Eine Zwangspause wegen Bindungsproblemen (Snöberbindung, nicht menschliche Bindung) und eine kurze Sulzschnee-Abfahrt mit erstem Kontakt mit den nicht allzu tief eingeschneiten Felsen der Südhänge sowie einem 350-Meter-Aufsteig bringen uns noch auf den Nachbargipfel, den P. Tempesta 2679 m. Nachdem nun alle genug haben, lassen wir die nächsten Gipfel der Gebirgskette in Ruhe und fahren über traumhafte Sulzschneehänge ins Tal zurück und mit den Autos die kurze Strecke zum Hotel. Hier werden die niederen Triebe aufs extremste befriedigt mit Bier, Panaché, Cappuccino und Torta della Casa. Kurzes Duschen und Beine hoch lagern und schon geht es weiter mit Apéro und dem nächsten 7-Gang-Nachtessen mit abschliessendem Grappa oder Genepi und einem Schlummerbecher Bier.
Auch am Dienstag zeigt sich das Wetter freundlich, es dünkt jedoch alle noch eine Spur wärmer. Unser einsamer Aufstieg führt uns durch das wilde Val Valletta und ich bin froh, dass Guido schon etwas mit den Spitzkehren geübt hat. Unser Ziel, der Monte La Bianca 2746 m, liegt fast 4 heisse Stunden entfernt. Alle überleben ohne ernsthafte Probleme den Aufstieg, auch wenn die letzten Meter ohne Ski/Board unter die Füsse genommen werden mussten. Die Aussicht ist wieder grandios und die Abfahrt macht wieder enorme Freude mit viel Sulzschnee. Der restliche Tagesablauf ist ziemlich identisch mit dem gestrigen, vielleicht haben wir sogar noch etwas mehr Bier, Wein und Grappa getrunken, denn Franz hat mal gesagt, dass die Einsiedler das von ihm verwaltete Budget bezüglich alkoholischen Getränken wesentlich stärker belasten als die Hohröhnler, was wir uns natürlich nicht gefallen lassen.
Am Mittwoch sollte es schlechteres Wetter geben und tatsächlich schwirren ein paar unmotivierte Wolken herum. Es ist trotzdem immer noch sehr warm und wir starten vom gleichen Ausgangspunkt wie am Vortag, jedoch in Richtung des Bric Cassin 2636 m. Wir müssen nach zwei Stunden schwitzen gegen einen kalten und ungemütlichen Wind über das Piano della Gardetta ankämpfen. Ste hat sich für einen Ruhetag entschieden, da das Tragen des Board’s ziemlich anstrengend ist und so ganz ohne Vorbereitungstouren ziemlich an seiner Kondition nagt. Sein Entscheid scheint zumindest aus Sicht des Windes richtig, denn bei diesen Bedingungen wird das Board beim Tragen zum Windsegel. Alle anderen erreichen problemlos den Gipfel und freuen sich, im Windschatten eine gemütliche Pause mit Topaussicht zu geniessen. Immer noch hat es Ostereier, welche das Sandwich und den Abruzzen-Geissenkäse von Franz menutechnisch aufpolieren. Die Abfahrt ist wieder und immer noch sulzig. Am Abend wechseln wir ins Hotel Londra in Acceglio. Hier sind vergleichsweise viele Skitouristen anzutreffen. Das Abendessen fällt etwas ab gegenüber den Vortagen, es gibt nur gerade einen Antipasti-, einen Primo-, einen Secondo- und einen Dolce-Teller zu geniessen. Aber auch hier sind Grappa und Genepi in genügend grossen Mengen vorhanden.
Beim Frühstück müssen wir allerdings schon etwas mehr Abstriche machen, es gibt zwar auch noch Kornflakes und Reispopps mit Joghurt etc., aber frische Früchte und frisches Brot muss man sich mit viel Vorstellungskraft dazu denken. Es hat über Nacht zwei Zentimeter geschneit und es schneit immer noch. Trotzdem sind wir heute wieder vollständig unterwegs und kämpfen schon bald mit Stöggeli an den Fellen. Wir sind nicht gerade alleine unterwegs Richtung Monte Viraysse, mit 2838 m den bislang höchsten Gipfel der Woche. Die italienischen Skitouristen machen wie üblich ein Rennen aus der Skitour und laufen alle einzeln den Berg hinauf. Wir machen das schon viel gemütlicher und sind so schon bald bei schönstem Sonnenschein wieder alleine unterwegs. Guido gibt sich mit dem Colle de Sautron zufrieden, er hat für seine erste Tourenwoche schon ein ziemlich anstrengendes Programm hinter sich. Wir andern geniessen den Gipfel nur kurz und fahren zurück zu Guido. Unsere Abfahrt führt uns über einen weiteren Sattel, hinter welchem wir noch Pulverschneehänge im il Vallonasso finden. Nach dem wohlverdienten Bier unterwegs zum Hotel freuen sich alle schon auf den angekündigten Ausflug zur Besichtigung eines Museums und anschliessendem Nachtessen bei Orlando in Chialvetta. Dieser Abend ist als Höhepunkt der Woche geplant, da uns aber Sven wegen eines Festes verlassen muss, findet er schon am Donnerstag statt. Das Museum zeigt authentische Gegenstände des täglichen Lebens der Vorfahren im Val Maira. Es ist interessant genug, das Nachtessen für eine knappe Stunde zu vergessen. Das Nachtessen lässt dann keine Wünsche mehr offen! 11 Gänge und selbst die grössten Esser am Tisch bestellen kein zweites Dessert mehr.
Zum Glück gibt es kein allzu üppiges Frühstück. Heute Freitag ist der Auto Vallonasso, 2885 m auf dem Programm. Nach einem weiteren sehr warmen Start blässt uns nach gut zwei Stunden ein Fönsturm um die Ohren. Wir kämpfen uns bis zur letzten Steilstufe unter dem Gipfel, wo Ste sich und sein Brett deponiert und Christina im Windschatten eines Felsvorsprungs etwas Gesellschaft leistet. Zu fünft, Guido macht heute Ruhetag, steigen wir trotz Sturm noch zum Gipfel auf und nach einem kurzen Handschlag kehren wir so schnell als möglich zu den beiden Zurückgebliebenen zurück. Die Sicht ist schon stark verschlechtert, dafür ist den Schnee noch gut zu fahren. Wir fahren ab bis zum verlassenen Dorf Pratorotondo, wo wir zwischen den Häusern im Windschatten die letzten Ostereier verdrücken. Zurück in Chialvetta lassen wir uns den 12. Gang des gestrigen Nachtessens servieren: Meringue mit Rahm und Dörrapfel in Rotwein. Das Nachessen im Hotel ist wegen Ostern eher knapp bemessen, jedoch sehr gut gekocht. Unterdessen schneit es und keiner glaubt der Wetterprognose für unseren letzten Tag, welche schönes Wetter voraussagt.
Und trotzdem haben die Wetterfrösche wieder einmal Recht. Schon beim Aufstehen scheint die Sonne auf die umliegenden Gipfelspitzen und die ganze Landschaft ist mit einem Zuckerguss bedeckt. Heute also nochmals quasi in Vollbesetzung. Das Ziel ist die Cima delle Manse 2727 m. Schon bald blässt uns wieder ein frischer Wind entgegen, der aber das schöne Bild der frisch verschneiten Landschft nicht zu trüben vermag. Die Pausen auf dem Aufstieg machen wir im Windschatten von Hütten und schon bald steigen wir durch den steilen Gipfelhang mit Entlstungsabständen durch die Windverwehungen auf. An eine Rast auf dem Gipfel ist der tiefen Temperaturen wegen nicht zu denken und so fahren wir durch den frisch verschneiten Nordwesthang ab Richtung Colle delle Munie. Weils so schön war nehmen wir auf dem Weiterweg noch den Monte Soubeyran 2701 m mit bevor wir die Abfahrt nach Saretto unter die Skier und das Board nehmen. Die letzten Schwünge dieser Tourenwoche, das letzte Bier vor und nach dem Nachtessen und dann geht es schon wieder heimwärts, am Ostersonntag, um dem grossen Reiseverkehr aus dem Weg zu gehen.
Was bleibt ist die Erinnerung an eine genussvolle Tourenwoche im Kreise von Freunden und Geniessern und der Wunsch, dass im nächsten Jahr wieder eine Gruppe den Wunsch nach gutem Essen mit dem nach schönen Skitouren verbinden möchte.
Vielen herzlichen Dank an Franz Zürcher, unseren Bergführer!

BerichterstatterIn
Michael Kirsch