Nationalpark Stelvio TW (H, AW/B/T4) Franco Poletti

Tourengruppe/-TypAlpinwandern (T4-T6), Hochtour, Sektion
Startdatum30.6.12
Enddatum7.7.12
Anmeldeschluss4.5.12
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df35-949c-4866-b019-0006ac120019
Beschreibung

30.6.2012-7.7.2012 [Sa-Sa] Sulden die Perle am Ortler auf 1950 m. Mit *** Hotel komfort werden wir interessante Tourenziele anpeilen. je nach Verhältnisse sogar eine Leichte hochtour zur Panoramareiche Suldenspitze (3360 m ). max. 8 Pers.

Für kurzentschlossene: zur Zeit ist noch 1 DZ. frei

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Brigitte Blättler, Ulf Kottenrodt, Gertrud Poletti, Beatrice Rähle, Fredy Rähle, Albrecht Schmid
Verhältnisse
ideale Frühsommer Bedingungen, alle Bergwege und Zugangsrouten schneefrei, Gletscherspalten noch genügend überdeckt, bei rechtzeitigem Aufbruch guter Trittschnee auf Gletscher und in den hohen Gipfelbereichen, Bergfrühling in Hochlagen in voller Blüte, (noch) wenige Touristen unterwegs. An sieben Tagen wolkenlos bis bewölkt, teils am Abend Gewitter, nur ein Regentag.

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Unterkunft:
Hotel Eden, Fam. Gallia, I-39029 Sulden am Ortler, www.hotel-eden.bz.it.
Ein 3-Sterne Hotel geführt durch Familienbetrieb auf 4-Stern-plus Wohlfühlniveau.

Samstag, 30.06.2012, Anreise nach Sulden im Nationalpark Stelvio, Autor Franco Poletti

Um 09:00 holen Gertrud und ich Brigitte und Albrecht, anschliessend treffen wir uns an der Raststätte Fuchsberg mit Fredy, Beatrice und Ulf. Bei 32° heissem Sommerwetter verlassen wir die Zürichseeregion in Richtung Prättigau- Flüela Pass- Unterengadin- Münstertal- Vinschgau. Um die Mittagszeit machen wir einen Abstecher nach Stilfs, eine kleine über der Hauptroute gelegene Ortschaft mit wunderschönem Tiefblick im oberen Vinschgau. Wir besuchen die mir bekannte Familie Hofer, Besitzer des Gasthauses Sonne. Mit einer kurzen Mittagsverpflegung unterbrechen wir hier unsere Anreise nach Sulden. Weiter geht es über Gomagoi nach Sulden am Ortler. Im Hotel Eden empfängt uns die Besitzerin des Hauses, Frau Gallia, ganz herzlich und verteilt uns auf die schönen und grosszügig eingerichteten Zimmer. Die Zeit reicht noch für einen Spaziergang nach St. Gertraud (Hauptort). Ein leckeres Fünfgangmenü rundet in gemütlicher Ambiance den Abend ab.

Sonntag, 01.07.2012, Hintere Schöneck 3126 m, Autor Albrecht Schmid

Für diese ‚Eingeh-Tour’ zu einem fantastischen Aussichtspunkt oberhalb Sulden sind immerhin rund 1250 Höhenmeter zu bewältigen. Auf der Ostseite des Suldentals steigen wir steil hinauf ins Zaytal durch Mischwald (Föhren / Fichten / Lärchen), kommen bald aus dem anfänglichen Schatten auf eine sonnendurchflutete Alp und weiter durch eine Geröllstufe hinauf zur Düsseldorferhütte auf 2721m. Von dort an ist der weitere Aufstieg auf der Karte markiert als ‚Schwieriger Steig’ (nur für Geübte). Wir sind alles Geübte und so packen wir nach einer ausgiebigen Trinkpause die restlichen 400 Höhenmeter durch steiles und exponiertes Fels – und Rutschgelände, wobei die schwierigsten Stellen mit Seilsicherungen versehen sind.

Nach rund 4 Stunden können wir uns gegenseitig gratulieren und Gipfelküsschen verteilen. Die Rundsicht ist phänomenal. Nicht nur kann das ganze Suldental von Gomagoi bis zur Suldenspitze eingesehen werden, sondern in der Verlängerung erhebt sich majestätisch der Cevedale und vis à vis thront das Dreigestirn Ortler / Monte Zebru / Königspitze. Der Abstieg über die Vordere Schöneck führt uns bald wieder (wie bereits beim Aufstieg durch das Zaytal) in eine reichhaltige Alpenflora mit einer grossen Palette von Alpenblumen: Alpenrosen / Steinrosen, div. Enzianarten, Leimkraut-Arten, Hahnenfuss-Arten, Steinbrech-Arten, Schwefelanemone und viele andere. Auf der Kälberalm an der Waldgrenze machen wir auf einer hübsch eingerichteten Terrasse mit grossem Sonnenschirm eine letzte ausgedehnte Trinkpause, steigen dann auf einem Fahrweg wieder nach Sulden hinunter und erreichen unsere Pension Eden nach einer Gesamtzeit von rund 7 Stunden. Somit haben wir allen Grund, das reichhaltige 5-Gang – Nachtessen mit einem exquisiten Wein in vollen Zügen zu geniessen.

Montag, 02.07.2012, Furkellhütte – Drei Sprachen Spitze 2838 m – Stilfserjoch, Autor Fredy Rähle

Wir fahren mit den Autos 15 km bis Trafoi an der Stilfserjochstrasse. Da für den Nachmittag Gewitter angesagt sind überwinden wir die 700 m Aufstieg durch den Wald in kurzen 10 Minuten mit dem Sessellift. Oben bei der Furkellhütte beginnt der Goldseeweg. Ein Bergpanoramaweg der Extraklasse entlang der Grenze zur Schweiz, von 2150 m hinauf zur Drei Sprachen Spitze, mit 2838 m dem höchsten Punkt. Hier lernt man den Nationalpark Stilfserjoch von seiner schönsten Seite kennen. Während der ganzen Wanderung haben wir als phantastische Kulisse den 3905 m hohen Ortler mit seinen Nachbarn und den imposanten Gletschern vor unsern Augen. Zudem ist der Bergfrühling auf seinem Höhepunkt. Die Blütenpracht ist eine Augenweide.

Kurz vor der Drei Sprachen Spitze plagt unsern Tourenleiter der Hunger. Er will einen Rast einlegen. Doch von Westen nähern sich bedrohlich die ersten Gewitterwolken. Ohne Rücksichtnahme auf verhungernde Tourenleiter beschliessen die Teilnehmer zügig weiter zu gehen. Wohl oder übel folgt auch Franco. Auf dem höchsten Punkt der Route mit Tiefblick auf das nahe Stilfserjoch mit seinen kulinarischen Angeboten übernimmt er wieder resolut die Spitze. Mit Riesenschritten geht es die kurze Strecke hinunter zum Pass. Vorbei an Souvenirläden, Ernstel’s Wurstexpress links liegen lassend direkt in’s Ristorante. Während es draussen zu regnen beginnt verbringen wir die Zeit bis zur Abfahrt des Busses nach Trafoi hinunter bei Suppe, Bier, Strudel und Kaffee. Die Talfahrt sorgt dann bei einzelnen Teilnehmer(innen) für unerwartete Adrenalinschübe. Während Lieferwagen in den Kehren „sägen“ (vor-rück-vor-rück-vor) nimmt unser Busfahrer die engen Haarnadelkurven zügig in einem Zug. So weit am äussersten Rand entlang, dass die talwärts sitzenden Passagiere jeweils nur noch den Abgrund sehen. Nach 48 problemlos durchfahrenen Kehren, wohlbehalten in Trafoi angekommen, hat auch der Letzte realisiert, dass hier ein Könner am Steuer sitzt.

Dienstag, 03.07.2012, Hintergrathütte 2661 – K2 Hütte 2330 m – Tabarettahütte 2556 m, Autor Ulf Kottenrodt

Auch heute wollen wir wieder in dieser grossartigen Bergwelt unterwegs sein. Die Wetterprognosen sind ermutigend und so geht es um 8 Uhr nach ausgiebigem Frühstück Richtung Mittelstation stetig bergauf. Alles ist noch feucht und die Kühle erleichtert den Aufstieg. Das Rauschen des Rio Solda begleitet uns angenehm. Nahe bei der Mittelstation bestaunen wir eine Lärche, die das schmelzende Eis wieder freigegeben hat, und die hier unter einem schützenden Dach auf etwa 2200m präsentiert wird.

Der Weg zur Hintergrathütte verläuft nun über mittelsteile Hänge. Die Fotografen finden hier immer wieder schöne Blumenmotive. Der Ortler beeindruckt durch seine Grösse. Nach etwa 2 Stunden haben wir die Hintergrathütte erreicht, zwei kleinere Seen bereichern die Idylle. Die Hütte liegt sehr exponiert auf einem Gratrücken 2661 m und man hat einen sehr schönen Blick auf die andere Talseite mit Hinterer Schöntaufspitze, Madritschspitze und Eisseespitze, die alle um 3300m hoch sind. Nach kurzer Rast geht es unterhalb vom Hintergratkopf durch hinüber zur K2 Hütte. Auch hier meldet sich der Hunger.

Der Wegabschnitt zur Tabarettahütte verläuft durch weite Moränen- und Schutthänge. Das Eis ist stark zurückgewichen. Vor dem letzten Anstieg zur Tabarettahütte passieren wir einen grossen Felsblock. Mit vielen Metalltafeln gedenkt man hier der Toten, die der Ortler schon gefordert hat. Die 250 Höhenmeter zur Tabarettahütte sind bald überwunden und kühles Nass löscht den Durst. Um die Payernhütte etwa 500m über uns am Ortler haben sich dunkle Wolken gebildet, und so steigen wir bald wieder ab. Anfangs über Moränen, dann im Wald
erreichen wir glücklich und zufrieden mit nur vereinzelten Regentropfen unser Hotel Eden in Sulden. Franco sei Dank…

Mittwoch, 04.07.2012, Suldenspitze 3376 m, Autor Fredy Rähle

Auch im Südtirol gibt es diesen Sommer bis jetzt keine stabile Schönwetterlage, der Wetterbericht ändert täglich. So werden die Tourenziele laufend der aktuellen Wettersituation angepasst. Eigentlich wäre das heutige Ziel die Vertainspitze. Doch auf Grund der letzten Prognosen und des wolkenlosen Himmels zieht Franco die Hochgebirgstour auf die Suldenspitze vor. Also komplette Gletscherausrüstung eingepackt und zur Talstation der Luftseilbahn marschiert. Wir haben Glück und können ausserhalb des Fahrplans früher als gedacht mit dem Personal hochfahren zur Schaubachhütte.

Nach 40 Minuten Aufstieg sind wir am Gletscherrand. Hier heisst es Steigeisen montieren und in einer Dreier- und einer Viererseilschaft wird angeseilt. Der Tourenleiter ist den weniger Geübten behilflich und kontrolliert die „Knöpfe“. Dabei fällt auf, dass er bei einer Teilnehmerin verdächtig lange am Gstältli herumfummelt. Einige fragen sich ob diese Fummelei wirklich notwendig ist…. oder ist es bloss der Neid der Voyeure? Wie dem auch sei, gut ausgerüstet geht es den Gletscher hoch. Der ist noch mit Trittschnee bedeckt was den Aufstieg erleichtert. Dafür gilt es diverse Spalten zu erkennen und rechtzeitig zu umgehen. Mehrmals versinkt der Pickel widerstandslos und ein kleines schwarzes Loch zeigt nachher an, dass der Aufstieg nicht ungefährlich ist. Versteckte Spalten lauern auf unvorsichtige Alpinisten.

Nach etwas mehr als drei Stunden sind wir kurz vor Mittag auf dem Gipfel. Grandios ist der Ausblick über die Bergriesen der vergletscherten Ortlergruppe. Leider bilden sich bereits wieder die ersten Gewitterwolken. Die Gipfelrast ist nur kurz, dann geht es wieder zügig talwärts. Die kritischen Spalten kennen wir jetzt und weichen rechtzeitig aus oder setzen, gesichert von Kameraden, mit grossem Sprung über. Nach zwei Stunden sind wir schon wieder bei der Bergstation unten. In der Schaubachhütte wird auf die erfolgreiche Hochtour angestossen. Franco lag bei seinem Entscheid diese Tour einen Tag vorzuziehen goldrichtig. Es war der einzige Tag in dieser Woche wo eine Besteigung der Suldenspitze ohne Wolken und Nebel im Gipfelbereich möglich war!

Donnerstag, 05.07.2012, Rosimtal/Gletscher 3000 m- Düsseldorferhütte 2721 m, Autorin Gertrud Poletti

Heute ist es zwar bewölkt aber wieder Wetter zum wandern. Jemand wünscht sich einen Ruhetag aber die Merheit drängt erneut in die Höhe. So ist unser Ziel die Vertainspitze auf 3530 m. Über das schöne Rosimtal steigen wir höher bis auf knapp 3000 m. Der rasante Gletscherschwund der letzten Jahre hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Viel loses Gestein und Geröll, freigelegte abgeschliffene Felsplatten erschweren die Routenfindung. Da auch noch der Gipfel im Nebel ist beschliessen wir umzukehren. Wir wandern über den aussichtsreichen Höhenweg zurück zu Kanzelbahn Bergstation auf 2348 m. Ein Teil der Gruppe geht noch weiter hinauf zur Düsseldorfer Hütte auf 2721 m, der andere Teil fährt mit der Kanzelbahn ins Tal. Ein unersättlicher Teilnehmer steigt von der Hütte noch weiter auf die hintere Schönegg (3143 m) und wandert über die Kälberalm bis ins Tal. Zurück beim Apero im Hotel Eden herrscht plötzlich grosse Aufregung bei der Wirtin. Der Computer macht nicht mehr was sie will, eigentlich macht er gar nichts mehr. Kein Problem, unser Computerfachmann löst mit Bravour die Panne.

Freitag, 06.07.2012, Messner Mountain Museum– Kaffe und Kuchen, Autorin Brigitte Blättler

Das heutige Frühstück erstreckt sich infolge des Regenwetters zum Brunch. Danach verweilen wir uns beim Lesen und Spielen bis Franco ein „Hüngerli“ verspürt. Dem muss unbedingt abgeholfen werden und so bestellen wir etwas Speck, Käse und Brötli. Dass das so trocken nicht gegessen werden kann ist klar und so geniessen wir einen Pinot Grigio dazu.
Mittlerweile hellt das Wetter auf und so begeben wir uns frisch gestärkt auf dem Weg Nr. 9 der westlichen Talseite entlang Richtung Messner Mountain Museum. Doch der Spaziergang macht „gluschtig“ auf die leckeren Tortenstücke, von denen Gertrud schon lange schwärmt. So kehren wir also erst zu Kaffee und Kuchen ein. Danach besichtigen wir das Museum, das unterirdisch angelegt ist. Hier erzählt Reinhold Messner von dem „Schrecken des Eises und der Finsternis“, vom Schneemenschen, vom White Out und dem dritten Pol. Die weltweit grösste Sammlung von Ortler-Bildern ist ebenfalls zu sehen. Auf dem Heimweg regnet es wieder, doch es ist der letzte Tag und stört uns nicht mehr. Treffpunkt wie jeden Abend im Stübli zum Apéro bevor wir dann unser letztes gemeinsames Nachtessen geniessen.

Samstag, 07.07.2012, Heimreise, Autorin Brigitte Blättler

Auf dem Heimweg gibt es einen ersten Halt um sich mit Tirolerspeck, Käse, Vinschgerbrot, Wein und Marillenlikör einzudecken. Einen Kaffeehalt machen wir im frisch renovierten „il Fuorn“ am Ofenpass, gewöhnen uns wohl oder übel wieder an die hohen Schweizer Gasthauspreise, lassen die Tage nochmals Revue passieren und verabschieden uns voneinander.

Lieber Franco, herzlichen Dank von allen Teilnehmern für die gelungene Woche. Die Touren waren gut ausgesucht, der Nationalpark Stilfserjoch ist mehr als eine Reise wert. Tolle Harmonie herrschte in der Gruppe und wir haben viel gelacht. Die Wahl der Pension Eden war ein Volltreffer: die sprichwörtliche Südtiroler Gastfreundschaft, Essen und Getränke waren hervorragend. Danke!

BerichterstatterIn
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