Martelltal/Zufallhütte TW (S/B/WS) Franco Poletti

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum24.3.12
Enddatum31.3.12
Anmeldeschluss6.1.12
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df36-e9e8-4efb-bee7-0006ac120019
Beschreibung

24.3.2012-31.3.2012 [Sa-Sa]

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Brigitte Blättler, Mäni Blum, Kurt Bucher, Ruedi Egger, Franco Poletti, Monika und Hansruedi Schlegel, Albrecht Schmid
Verhältnisse
ganze Woche, ausser Freitag-Vormittag, schönes Wetter, am Ausgangspunkt wenig Schnee, sonst gute Schneeverhältnisse mit Firn, Pulver und Sulzschnee Lawinengefahr gering

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Samstag, 24. März 2012, Hinfahrt, Autor Franco Poletti

Alle Vorbereitungen sind getroffen und können umgesetzt werden, die Wetteraussichten für die kommenden Tage könnten nicht besser sein. Also nichts wie los Richtung Martelltal im südlichen Nationalpark Stelvio. Der erste Teilnehmer wird wie abgemacht um 07:00 abgeholt, er befolgt die abgemachten Anweisungen betreffend Gepäck: so wenig wie möglich so viel wie nötig. Meine Freude ist von kurzer Dauer, bei der zweiten Station ich kann es nicht fassen da wartet unter anderem ein Überseekoffer auf Rädern. Meine Stirn perlt, ach Gott wie bringe ich das Ungetüm wohl in den Kofferraum? Auch diese Hürde wird gemeistert und wird ohne zu motzen in den Kofferraum des Peugeot 308 SW aufgenommen. Wir reisen individuell (2 Autos) nächste abgemachte Station ist in Mals im Vinschgau zum Mittagslunch. Die Fahrt geht rassig voran, Autoverlad Vereina ohne Wartezeit. In Zernez lässt die gewonnene Zeit eine Kaffeepause zu und wir treffen ohne es abgemacht zu haben das Gefährt von Hansruedi. In Mals sind wir etwas zu früh, die geschäftstüchtige Wirtin vom Hotel Greif empfiehlt uns zum Auftakt einen feinen Weissen Chardonnay. Und die Fahrer? Denkste, sie müssen zuschauen und zuhören mit einem alkoholfreien Apéro, wie der feine Tropfen genossen wird. Der feine Mittagslunch wird mit einem Espresso all‘ Italiana abgerundet, weiter gehts via Schlanders-Morter-Martelltal-Zufrittsee zur Materialseilbahn der Zufallhütte. Wir haben riesiges Glück mit den Privatparkplätzen, kaum abgeladen trifft eine Gruppe Österreicher ein, kurze Hektik kommt auf, dessen Tourenleiter (von uns Sprachrohr genannt). Unser Gepäck schwebt unterdessen zur Hütte auf 2264 m auf. Der knappe einstündige Aufstieg lässt erahnen das der Süden von Schnee nicht verwöhnt wurde. Einen herzlichen Empfang mit Schnapserl von Ulli und Annette, Zimmerzuteilung und einen feinen Znacht runden den schönen erlebnisreichen Tag ab.

Sonntag, 25. März 2012 / Madritschspitze 3265m / Autor Albrecht Schmid

Schon vor dem reichhaltigen Frühstück um 07:00 (Sommerzeit!) können wir die leuchtenden Gipfel (Zufallspitze und weitere) in der Morgensonne bewundern und uns auf viele Touren in diesem reichhaltigen Skitourengebiet des Nationalparks Stelvio freuen. Zuerst passieren wir bei noch hart gefrorener Schneedecke den hintersten Teil des sanft ansteigenden Martelltals, werden nach 1 Std. bereits sonnendurchflutet und zweigen nun im Talkessel ‚In der Kaghel’ in das sich steil zu unserem Gipfel hinaufziehende Butzental ab. Nach 2 Std. haben wir höhenmässig die Hälfte geschafft, geniessen bei einem sich immer weiter öffnenden Panorama die Rast und nach weiteren 2 Std. haben alle den Gipfel erreicht. Wir bewundern das uns noch unbekannte Panorama mit den nahe gelegenen Hauptgipfeln Ortler, Königsspitze und Zufallspitze, blicken durch das Madritschtal steil hinunter auf unsere 1000 m tiefer gelegene Zufallhütte (Refugio Nina Corsi) und auf der westlichen Seite in das stark frequentierte Skigebiet von Sulden mit Schaubachhütte und Madritschhütte. Die Aufweichung der harten Oberfläche wird durch die teilweise verdeckte Sonne etwas verzögert und so finden wir im oberen Teil der Abfahrt noch ziemlich harten, aber doch griffigen Schnee und im unteren Teil eine aufgesulzte Oberfläche, perfekt zum Fahren. Hansruedi und Monika warten sehnlichst auf die Nachricht über die Geburt ihres ersten Enkelkindes und beharren darauf, genau am Tag des freudigen Ereignisses (hoffentlich noch vor Samstag) den Tourenbericht zu schreiben. Mit einem exquisiten Nachtessen, serviert durch die sehr gastfreundliche Hüttenwart–Equipe, werden wir kulinarisch aufs Feinste verwöhnt und lassen den ersten Tourentag gemütlich ausklingen.

Montag, 26. März 2012, Köllkuppe, 3326 m, Autor Ruedi Egger

Um 7.50 Uhr stehen wir vor der Zufallhütte bereit für neue Taten. Gleich nach der Hütte geht es durch die bereits bekannte Rinne hinauf zum Talboden des Plimabaches. Nach einem flachen Teilstück wenden wir uns nach links und steigen mit montierten Harscheisen einen steilen Hang empor. Die Martellerhütte, 2610 m, lassen wir links liegen und erreichen über eine wieder steilere Flanke den Hohenferner. Nach einer Pause geht unser Aufstieg weiter über den Gletscher und wir errichten an einem immer steiler werdenden Hang das Skidepot. Mit Seilhilfe, eingerichtet von Hansruedi, erreichen alle den Gipfelgrat.
Aber wo bleibt nur unser Tourenleiter? Ein Blick in die Tiefe zeigt, dass Franco als Gentleman einer Dame behilflich ist, die offenbar etwas Mühe hat im Steilhang. Wie wild schwingt er den Pickel um ihr einen Standplatz herzurichten und zieht die Felle von ihren Skiern ab. Wir stellen fest, dass die beiden Begleiter der Tourenfahrerin neben uns auf dem Grat stehen und diese Aktionen ebenfalls verfolgen und kommentieren.
Schliesslich erreichen wir um 12.30 Uhr gemeinsam problemlos den Gipfel. Vom Grat lassen wir uns von Hansruedi zum Skidepot abseilen. Nun folgt die genussreiche Fahrt über den Gletscher. Am Rand des Hohenferners geniessen wir unsere Mittagspause unter dem wolkenlos blauen Himmel. Bald geht unsere Abfahrt weiter, mit einem letzten Zwischenhalt bei der Martellerhütte.
Nach dem Nachtessen stossen zwei unserer findigen Detektive in einem Nebenzimmer auf die Spur der Gruppe mit Dame. Schliesslich sitzen Conny, Klaus und Tom bei uns am Tisch und spendieren dem hilfreichen Tourenleiter und uns allen ein Schnapserl.

Dienstag, 27. März 2012, Schöntalscharte 3180 m, Autor Kurt Bucher

Um 8.00 Uhr starten wir und wollen heute gerade in die andere Richtung als gestern. Die Harscheisen sind schon montiert. Das Wetter lässt keinen Wunsch offen und Franco hat die Route gestern mit dem Feldstecher schon gut angeschaut. Wir brauchen kein Gletschermaterial.
Es geht zuerst ein paar Schritte zu Fuss und dann gleich einen steilen, harten Hang hinauf. Ohne Harscheisen hat man hier keine Chance. Franco weiss noch nicht, was ihm da am letzten Tourentag blüht!! Schon bald kommt eine frische Biese auf, die uns den ganzen Tag begleitet. In diese Gegend, wo wir nun hin wollen, gehen heute nur noch Tom, Conny und Klaus, die wir gestern kennengelernt haben. Klaus hat aus unserer Diskussion vom Abend schon etwas gelernt und lässt Conny nicht mehr weit hinter sich. Nur Tom stürmt immer noch weit voraus, aber er will eben ganz auf den Gipfel.
Ich laufe hinter Franco und schlage ein gemütliches Tempo an, welches Franco bald übernimmt. Danke Franco, ich weiss dies zu schätzen. Aber beeilen müssen wir uns nicht, denn der Wind wird die Aufweichung des Schnees sicher verzögern. Die Landschaft hier ist prächtig. Wir geniessen sie voll und machen zwei Pausen. Es ist in diesen Tagen schon so viel gelaufen und wir haben schon soviel gelacht, dass uns die Themen in den Pausen nicht ausgehen.
Nach ca. 4 h erreichen wir unser Ziel, die Schöntalscharte 3180 m. Die Aussicht ist überwältigend. Wir sehen zwei Gipfel, die wir schon bezwungen haben und einige andere, die wir noch machen möchten. Aber es hat noch viele weitere mit wohlklingenden Namen wie Ortler, Zufallspitze, Königsspitze usw. Die Mittagspause geniessen wir so richtig, bis Franco uns bittet, etwas früher als geplant abfahrtsbereit zu machen, da wir noch einen steilen Hang hinunterfahren müssen, der nicht zum Schicksalshang werden soll. So starten wir um 12.15 Uhr zur Abfahrt. Leider ist die obere Hälfte noch hart und es rattert unter den Skiern. Dafür haben wir dann unten keinen „Sumpf“. Alle kommen gut hinunter und meistern auch die letzte steile und schon ziemlich bucklig gewordene Halde ohne Probleme.
Es folgt dann gemütliches höckeln und berichten an der Wand auf der Sonnenterasse, wie meistens in dieser Woche.

Mittwoch, 28. März 2012, Monte Cevedale, 3769 m / Autor Mäni Blum

Heute heisst es früh aufstehen, denn wir wollen den Monte Cevedale besteigen.
Um 06.15 Uhr starten wir von der Zulaufhütte. Es ist noch dunkel, weshalb wir die Stirnlampen montiert haben. Nach und nach wird es heller und ein superschöner Tag mit wolkenlosem Himmel erwartet uns. Der Aufstieg erfolgt zuerst durch die bekannte „Eisrinne“ kurz nach der Zulaufhütte und nachher durchs Plima-Tal in mehreren Geländestufen Richtung Casatihütte. Nach 4 ½ Std. erreichen wir die Rif. G. Casati 3254 m, wo sich die Gruppe aufteilt. Brigitte, Monika, Ruedi und Kurt bleiben in der Casatihütte, während Franco, Albrecht, Hansruedi und ich Richtung Monte Cevedale weiter marschieren. Zuerst geht es über ein paar Erhebungen bevor wir am steilen Schlusshang ein Skidepot errichten und die Steigeisen montieren. Zu Fuss geht es dann über einen Bergschrund und über einen schmalen Schneegrat auf den Gipfel. Ein herrlicher Rundblick belohnt unsere Anstrengungen. Der Blick Richtung Königsspitze 3851 m und den Ortler 3905 m und über die weiteren Gebirge ist einmalig. Es wird uns bewusst, warum dieser Monte Cevedale ein äusserst beliebtes Ziel für Skitourenfahrer ist.
Nach einem Gipfelfoto steigen wir zurück ins Skidepot und fahren zur Casatihütte zurück, wo wir unsere Kolleg/innen treffen, die sich bereits Sorgen gemacht haben, waren wir doch rund
3 ½ Std. unterwegs. Auf der Abfahrt über den Langenferner-Gletscher ziehen wir auf superschönem Sulzschnee elegante Kurven, es ist einfach himmlisch.
In der Zulaufhütte angelangt, geniessen wir ein Bier oder Getränk an der wärmenden Sonne. Mit grosser Zufriedenheit über das Geleistete und Erlebte geht dieser besondere Tag zu Ende.

Donnerstag, 29. März 2012, Sattel zwischen Eisseespitze und Butzenspitze, Autor Hansruedi (Haru) Schlegel

Jeden Tag warten Monika und ich sehnsüchtig auf die frohe Botschaft unserer Tochter, ob wir Grosseltern geworden sind. Hochmotiviert starten wir bei besten Wetterverhältnissen um 08.00 Uhr via Harscheisenroute in Richtung Butzental. Über steile Hänge und Mulden gelangen wir geschlossen nach ca. 4 Std. zum höchsten Punkt auf 3200 m. Dieser Sattel verbindet die Eisseespitze und die Butzenspitze. In der anschliessenden Abfahrt können wir unsere skitechnischen Fähigkeiten in Pulver- und Sulzschnee zum Besten geben. Am Nachmittag bezwinge ich mit einer Abseilaktion den 45 Meter hohen Eisfall vor unserem Zuhause. Glücklich und zufrieden geniessen wir anschliessend die Sonnenstunden mit einer Pfütze (Bier) vor der Zufallhütte.

Freitag, 30. März 2012, Richtung Madritschjöchel, Autorin Monika Schlegel

Heute wird das Frühstück um 07.00 Uhr eingenommen. Leichte Nebelschwaden ziehen über das Martelltal und der Wind pfeift um die Zufallhütte. Fünf Teilnehmer steigen Richtung Madritschjöchel auf. Franco muss wegen seinen defekten Harscheisen den Steilhang mit Steigeisen bewältigen. Der Weg führt uns durch das Tal der Stille. Dort üben wir diverse Formationen (Diamant, Pfeilform etc.) im gemeinsamen Aufstieg. Das Wetter verschlechtert sich zunehmend. Deshalb beschliessen wir, die Tour nach 550 Höhenmeter abzubrechen. Zurück in der Zufallhütte stärken wir uns mit feinen Spaghetti. Mit Lesen und Jassen vergnügen wir uns. Am späteren Nachmittag lockt uns die Sonne nach Draussen. Mäni und Haru steigen um 15.00 Uhr zur Martellerhütte auf und geniessen dort ein Jauseplättli und die herrliche Bergwelt. Den letzten Tourentag beschliessen wir am späten Abend mit einem Hüttenschnaps, offeriert von Ulli dem Hüttenwart.

Samstag, 31. März 2012, Heimfahrt, Autorin Brigitte Blättler

Einmal ist die längste Wurst zu Ende, so auch unsere frühlingshafte Skitourenwoche im schönen Martelltal in der Zufallhütte. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Ulli, dem Hüttenwirt und seiner fleissigen Gehilfin Annette und nehmen die eisige Abfahrt ins Tal hinunter in Angriff. Bei unserer Ankunft auf dem Parkplatz ist das Gepäck auch bereits angekommen und die Heimfahrt kann beginnen. Im Tal decken wir uns noch mit leckerem Speck, Käse, Vinschgerbrot und „Colombas“ ein. Die Kaffeepause gönnen wir uns in Buffalora und beschliessen dort, das Mittagessen im Restaurant Alpina in Klosters zu genehmigen. Bei Bratwurst und Rösti sowie grossen Salattellern mit Bündnerrohschinken lassen wir die Woche nochmals Revue passieren. Die Unterkunft und Verpflegung waren ausgezeichnet, die Gastfreundschaft von Ulli, Annette und Team sehr herzlich. Das Wetter konnte besser nicht sein, ebenso hatten wir alle Varianten was den Schnee betrifft. Lieber Franco, wir danken Dir ganz herzlich für die schöne Woche und hoffen auf das nächste Jahr.

BerichterstatterIn
siehe einzelne Tagesberichte