Lungau für Geniesser TW (S/B/WS) Michael Kirsch

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum3.3.12
Enddatum10.3.12
Anmeldeschluss13.1.12
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df36-2284-4706-b3aa-0006ac120019
Beschreibung

3.3.2012-10.3.2012 [Sa-Sa] Die Ferienregion Lungau, im sonnigen Süden des Salzburger Landes, bietet für Skitourenfreunde perfekte Bedingungen und Touren aller Schwierigkeitsgrade. So erfreuen sich zum Beispiel die Niederen Tauern, das Twengtal, das Gebiet um Zederhaus- um nur einige zu nennen – grosser Beliebtheit bei Tourengehern.

Das „Skibergsteigen“ hat im Lungau eine lange Tradition. Die um die Jahrhundertwende von Baron Walterskirchen für seine Jäger in Weisspriach im Lungau aus dem Riesengebirge mitgebrachten Sk

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Christina Kirsch, Doris Schwarzenbach, Antje Feicke, Frank Mork, Kurt Bucher, Peter Hausmann, Walter Rohner, Sven Bittscheidt, Michi Kirsch
Verhältnisse
Genügend Schnee in allen Formen von Pulver über Hart bis Firn und Sumpf, Lawinenwarnstufe 2, 2 Tage schlechtes Wetter mit Sturm, Anfangs Woche sehr warm

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Touren
04.03. Grosse Kesselspitze 2358 m 950 HM
05.03. Schwarzwand 2214 m 900 HM
06.03. Kleines Mosermandl 2538 m 1250 HM
07.03. Preber 2740 m 1250 HM
08.03. Felskarspitze 2506 m 1150 HM
09.03. Gummaberg 2315 m 1150 HM
Total 6650 HM

Durch die geringere Teilnehmerzahl gegenüber den letzten Jahren, hatten wir genügend Platz in den Fahrzeugen (Sportbus Richterswil und PW Franz Zürcher) um die PartnerInnen von Doris und Sven mitzunehmen. Aufgrund der grossen Fahrdistanz haben wir uns entschlossen, schon am Samstag anzureisen, obschon unser Bergführer Franz erst ab Sonntag zur Verfügung stand. Antje und Walter sind keine Tourengeher und werden ihr Glück auf den Pisten der Skigebiete suchen. Peter Hausmann darf wegen der erst kürzlich erfolgten Knieoperation nicht auf Skitouren und wollte auf die Ferienwoche im Lungau trotzdem nicht verzichten. Er hat die Langlaufausrüstung zum Üben mitgebracht.

Samstag, 03.03.12: Anreise
Bei schönstem Wetter sammeln wir mit dem Bus die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Au und Richterswil ein und fahren kurz vor 8 Uhr Richtung Sargans. In Sargans treffen die mit dem Zug aus Basel angereisten Antje und Sven zur Gruppe. Sargans deshalb, da sie so nicht in Zürich mit dem ganzen Gepäck umsteigen mussten und als GA-Besitzer spielt die Fahrdistanz im Zug keine Rolle.
Nun zu neunt nehmen wir die Reise über den Arlberg (Stau beim Montafon), Innsbruck, Wörgl, St. Johann im Tirol, Salzburg und den Tauerntunnel in Angriff. Mit einer Mittagsrast in Pettnau und einer Kaffeepause bei Bischofshofen treffen wir gegen 16.30 Uhr pünktlich zu Kaffee und Kuchen in Fell beim Blasiwirt ein. Ein bisschen geschockt wurden wir beim Verlassen des Tauerntunnels, hatte doch die Nordseite eine dicke, geschlossene Schneedecke auch an den Sonnenhängen zu bieten und die Südseite im „schneesicheren“ Lungau nur braune Wiesen und Schnee an den Nordhängen. Trotzdem versicherte uns Wirt Mayr, dass es genug Schnee für Skitouren hat.

Sonntag, 04.03.12: Grosse Kesselspitze
Das warme Wetter führte dazu, dass die Strasse ins Riedingtal gesperrt war und so mussten wir kurzerhand umdisponieren und Richtung Obertauern fahren. Gegen 9 Uhr starten wir an der Strasse zwischen Tweng und Obertauern. In der Traverse zur Gast Alm liegen riesige Nassschnee-Lawinenkegel, welche wir überqueren müssen. Auf der Alm machen wir die erste Pause, es ist bewölkt und ziemlich warm. Kurz vor unserer zweiten Pause auf knapp 2000 m ändern die Schneeverhältnisse von weich auf hart und wir montieren vorsichtshalber die Harsteisen. Nach rund 3.5 Stunden erreichen wir den Gipfel und trotz des bedeckten Himmels haben wir Sicht auf die umliegende Bergwelt. In der kurzen Zeit auf dem Gipfel wurden auch die obersten Hänge des Berges angetaut und wir genossen bei nun vereinzelt auftretenden Sonnenstrahlen eine super Firnabfahrt. Selbst auf der Alm trug die Schneedecke noch genügend und wir konnten problemlos bis zum Auto abfahren.
Gegen 17 Uhr traf auch Bergführer Franz Zürcher im Lungau ein und wir verabredeten uns um 18 Uhr zum traditionellen Apéro. Nach den zwei Weissweinflaschen zum Apéro und der „gscheiten“ Suppe, können wir uns am reichen Salatbuffet selbst bedienen. Zum Essen trinken wir Rotwein aus österreichischer Produktion. Nach dem Hauptgang und der Nachspeise, alles mehr oder weniger aus eigener Produktion hergestellt, folgen Kaffee und ebenfalls traditionsgemäss Schnaps, hier im Lungau Marillen.

Montag, 05.03.12: Schwarzwand in den Nockbergen
Franz hat einen schweren Start im Lungau. Ausgerechnet die erste Tour unter seiner Führung findet bei schlechtem Wetter und schlechten Schneeverhältnissen statt. Es ist nach wie vor zu warm und der Schnee bricht schon beim Aufstieg durch den Wald. Die Spurarbeit ist anstrengend und Schweisstreibend. Zu allen Schwierigkeiten gesellt sich der Umstand, dass die Waldstrasse schwarz geräumt ist und weder für den Aufstieg noch für die Abfahrt genutzt werden kann.
Im Bereich des Gipfels kommen wir in den Nebel und es beginnt zu winden. Gipfel ist eigentlich die falsche Bezeichnung für den höchsten Punkt der Schwarzwand. Hier könnte man Fussball auf einem Originalfeld spielen ohne Angst zu haben, dass der Ball beim ersten Fehlschuss über den Rand in die Tiefe stürzen würde. Zum Glück ist die höchste Stelle mit einer gut 3 m hohen Steinsäule markiert. Franz versucht diese zu erklimmen, scheitert aber an der rutschigen Abdeckung des Decksteins.
Die Abfahrt verdient diesen Namen eigentlich nicht. Im dicken Nebel und bei immer stärker werdendem Schneefall rutschen wir der Waldgrenze entgegen. In den ersten Bäumen können wir zwei Pulverschneeschwünge riskieren, bevor selbst unser Fahrkünstler Franz durch das überraschende Einbrechen der Schneedecke unglücklich unter einem Baum landet. Nur mit fremder Hilfe kann er sich aus der ungemütlichen Lage befreien. Auch Frank macht mit dem schwierigen Schnee unliebsame Bekanntschaft und muss durch fremde Hilfe aus dem „Beton-Pulverschnee“ befreit werden. Den Rest der Abfahrt schleichen wir dem Strassenrand der schwarz geräumten Waldstrasse entlang! Immerhin sind alle unverletzt unten angekommen und es war ein lehrreiches Erlebnis.
Unsere Nicht-Tourengeher genossen bei recht gutem Wetter ihren ersten Tag auf der Piste.

Dienstag, 06.03.12: Kleines Mosermandl
Über Nacht ist die Kaltfront eingetroffen resp. durchmarschiert. Es ist klassisches Nachfrontenwetter mit einzelnen Wolken und viel Sonnenschein, es ist ziemlich kalt geworden (-5°C). Heute ist die Strasse ins Riedingtal auch wieder offen und so machen wir uns auf den Weg Richtung kleines Mosermandl. Zuerst geht es dem grossen Kesselbach entlang Richtung Muhrer Alm über einen riesigen Nassschnee-Lawinenkegel und es wird uns bewusst, weshalb die Strasse so lange gesperrt war. Franz spurt im Pulverschnee Richtung Mosermandl und wir machen im Urbankar unsere zweite Pause. Es ist schwer abzuschätzen, wieviel Schnee in den steilen Hängen des Mosermandls vom Wind abgelagert wurde und deshalb entscheidet sich Franz das Mosermandl von hinten anzupacken. So umrunden wir die Schlierer Spitze und erklimmen den Gipfel über ein einsames Hochkar, die letzten Meter zu Fuss. Die Aussicht ist grandios und entlohnt für den langen Aufstieg.
Die Abfahrt führt über die steilen Pulverschneehänge und lässt keine Wünsche offen. Zurück beim Auto führt uns der Weg direkt ins nächste Restaurant zum Bier resp. Radler. Für Doris gibt es einen Kaffee mit Schlag Obers und einem gscheiten Schuss Baileys. Anschliessend geht’s zurück zum Hotel, wo Kaffee und Kuchen schon warten.

Mittwoch, 07.03.12: Preber
Wer im Lungau auf Skitouren geht, sollte diesen speziellen Berg nicht auslassen. Auch wenn die schnellsten Läufer am 11. März 2012 in nur gerade etwas mehr als 50 Minuten die rund 1250 Höhenmeter anlässlich des Preberlaufs bewältigen werden, ist der Berg für „Normalsterbliche“ eine Skitour wert. Die Gipfelhöhe und der freistehende Bergrücken garantieren bei schönem Wetter eine wahnsinnige Rundsicht und im Frühjahr eine super Firnabfahrt. So haben auch wir uns auf den Weg gemacht. Begleitet von ca. 50 anderen Tourengehern (und solchen, welche für den Lauf trainieren) und ca. 50 Armeeangehörigen (sozusagen Pech gehabt mit der Auswahl des Tages) sind wir in ca. 4 Stunden auf dem Gipfel, wobei die letzten knapp 100 Höhenmeter wegen Schneemangel zu Fuss bewältigt werden mussten. Die Aussicht ist tatsächlich phänomenal und man sieht praktisch von Wien bis an die höchsten österreichischen Berge in West-/Ostrichtung sowie vom Dachstein im Norden bis zum slowenischen Triglav im Süden und wir sind trotz der vielen Leute praktisch alleine auf dem Gipfel.
Auf den ersten 100 Höhenmeter Abfahrt ist der Schnee gefroren und die alten Spuren sind hinderlich. Dann aber kommen wir in den Genuss des angetauten Firnschnees, welcher auf fast 800 Höhenmeter perfekt zu fahren ist. Zudem fahren die meisten Tourengeher offensichtlich am liebsten in alten Spuren und so haben wir noch komplett unverfahrene Hänge zur Auswahl. Nach einer kurzen Pause auf der Alm können wir auf der Waldstrasse zum Prebersee abfahren. Im Restaurant gesellt sich Peter zu uns, der mit seinen Langlaufski die schöne Landschaft um den Prebersee entdeckt hat.

Donnerstag, 08.03.12: Felskarspitze
Wir lassen uns trotz relativ schlechtem Wetterbericht dazu hinreissen, erneut Richtung Riedingtal aufzubrechen. Bei Sonnenschein geht es vom Parkplatz aus in südlicher Richtung dem steilen Höllgraben entlang hinauf in das Kar mit dem netten Namen „In der Hölle“. Wir sind noch nicht in der Hölle angelangt, als die Hölle losbricht. Das Wetter aus dem Norden schwappt über den Alpenhauptkamm und es schneit und stürmt schon ziemlich heftig. Trotzdem lassen wir uns nicht beirren und durchqueren die Hölle und den steilen Gipfelhang. 15 Höhenmeter unter dem Gipfel machen wir im Sturm Skidepot und stellen fest, dass Kurt eine angefrorene Backe hat. Mit etwas Massage ist die Backe schnell wieder durchblutet und zum Schutz will Kurt ein zusätzliches Kleidungsstück auspacken. Als ihn eine starke Windböe fast aus dem Gleichgewicht wirft, kann er nicht mehr alles unter Kontrolle halten und sein Rucksack (zum Glück fast leer) wird in die steile und unzugängliche Bergflanke südlich vom Gipfel gewindet. Wir brechen den Besteigungsversuch ab und versuchen ohne weitere Materialverluste die Felle abzunehmen und auf die Skis zu kommen. Dies gelingt und so fahren wir durch den frischen Pulverschnee ab in die Hölle und durch diese wieder zurück in die Zivilisation.
Im Baileys-Restaurant diskutieren wir das Vorgefallene intensiv. Zur Stärkung gibt es nebst dem obligatorischen Baileys für die Damen einen richtig schönen Kaiserschmarrn für alle. Zurück im Hotel lassen wir uns trotzdem nicht von Kaffee und Kuchen abhalten und zum Nachtessen wird heute Fondue Chinoise serviert. Bei der Weinkarte sind wir seit gestern mit den zur Auswahl stehenden Weinen durch und so suchen wir uns die aus unserer Sicht besten Weine aus (weiss Chardonnay, rot Zweigelt vom Grassl).

Freitag, 09.03.12: Gummaberg
Zum Abschluss haben wir nochmals schönes Wetter. Die neue Kaltfront, welche in der Nacht durchgerauscht ist, hat wirklich kalte Luft zurückgelassen. Wir starten in Lessach auf den letzten Schneeresten und kommen gut voran. So langsam sind alle eingelaufen, jetzt wo die Woche zu Ende geht! Neben der Wildbachhütte (ich betone: neben) machen wir die erste und letzte Pause vor dem Gipfel, welchen wir nach gut drei Stunden erreichen. Wir sind ganz alleine und können auf dem Gipfel gemütlich unsere Sandwiches verzehren, Fotos machen und wiederum die tolle Aussicht geniessen. Die Abfahrt bis zur Wildbachhütte ist Schneetechnisch kaum zu überbieten: wir gleiten über einen Teppich aus angetautem Firn. Zurück in der Wildbachhütte gibt es den Frauen-Baileys-Kaffee, Bier und Radler für die Herren und den Kaiserschmarrn für alle. Die restliche Abfahrt auf dem Schlittelweg ist nicht gerade berauschend, aber auch nicht schlecht. Die letzten Meter bis zum Auto haben es allerdings in sich: Der Altschnee ist wegen dem kalten Wind gefroren und zum Fahren wie eine Röstiraffel!
Am Abend nochmals das ganze Programm mit Apéro (Weissburgunder), Suppe, Salatbuffet, Hauptgang, Dessert, Kaffee und Marille. Dazu noch zum Abschied eine Marille vom Haus und ein kleines Bier vor dem Schlafengehen.

Samstag, 10.03.12: Heimreise
Franz fährt mit Doris und Walter schon um 6 Uhr ohne Frühstück ab. Wir anderen machen es uns im Bus gemütlich und starten kurz nach 8 Uhr. Wir fahren bei schönstem Wetter und ohne Verkehrsprobleme auf dem gleichen Weg wieder heimwärts. Um 16.30 Uhr sind alle zuhause und kurz vor 18 Uhr können wir den gereinigten und aufgetankten Bus abgeben.

Fazit: Wieder ist eine abwechslungsreiche und schöne Tourenwoche für Geniesser unfallfrei vorbei. Ganz besonders möchte ich die Leistung von Frank hervorheben, der mit seinen 75 Lenzen locker (wenn auch ab und zu mit ein paar Minuten Rückstand auf die anderen) alle sechs Tourenziele erreicht hat! Ich freue mich schon auf nächstes Jahr (Abruzzen, 23.02. – 03.03.13).

BerichterstatterIn
Michael Kirsch