Kletter- und Hochtouren TW BGF (H, K/B/ZS) Franz Lischer

Tourengruppe/-TypHochtour, Klettertour, Sektion
Startdatum10.8.14
Enddatum16.8.14
Anmeldeschluss30.4.13
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df2f-87a0-4f03-b950-0006ac120019
Beschreibung

10.8.2014-16.8.2014 [So-Sa] SO 10.8.14: anreise nach la bérarde und weiter bis les etages (1597müm). aufstieg zum refuge du soreiller (2719 müm)
MO 11.8.14: klettern um die hütte. zb. „aiguille dibona“ 3131 müm
DI 12.8.14: klettern wie montag und abstieg ins tal. fahrt nach village d’arène.
MI 13.8.14: fahrt nach ailefroide. klettern im tal. aufstieg zum refuge du glacier blanc (2543 müm)
DO 14.8.14: barre des ecrins 4102 müm (hochtour)
FR 15.8.14: montagne des agneaux 3184 müm (hochtour) und abstieg ins tal
SA 16

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
erika frick, andrea martin, mini andreas walder, dani tanner, franz lischer, franz zürcher, maya albrecht
Verhältnisse
jackpot geknackt. bedingungen top! wetter top! ganz im ernst: wenn man den heurigen sommer betrachtet hatten wir ein goldiges händchen beim festlegen der destination vor über einem jahr.

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VON MARIEN, DRACHENREITERN UND GEHOBENEN SCHÄTZEN

darüber wie man altmeistern unbekannte gipfel beschert, unbekannte schätze hebt und drachen reitet. in einer woche auf hochtouren mit der sektion hoher rohn im sommer 2014 im nationalpark écrins in den dauphiné-alpen (provenzalische alpen-hautes-alpes) im südosten frankreichs. (da wo das wetter gut ist)

gefahren sind wir im bus von hans vetsch. denn unser bergtheaterbus war zu klein. wir waren sieben: erika frick, mini andreas walder, dani tanner, andrea martin, franz lischer, maya albrecht mit bergführer franz zürcher.
komfortabel fahren wir also um sechs uhr früh in wädenswil ab. und steigen am ersten tag richtung steile granitnadel dibona auf zum refuge du sorreiller. über die länge des einstiegs von der hütte zur kletterei müssen wir uns keine gedanken machen: 1 minute bei langsamem schritt. dafür waren es drei steile und schöne stunden auf die hütte. diese wird grad umgebaut. man sitzt in daunenjacken im ungeheizten aufenthaltsraum. es ist zwar besseres wetter als zu hause, aber weit weg davon, was man unter bergSOMMER versteht. dafür macht die erste marie dieser woche, die hüttenhilfe, mit ihrer freundlichen art alles wett.

tags drauf planen wir die tour in 14 seillängen auf den gipfel der dibona. die météo ansage auf der hütte geht so: 18:30 kommt marie aus der küche in der hand das funkgerät. mit einem mal wird es von schulklassenlaut zu stecknadelfallenhörend still. nur das knacksen aus dem lautsprecher untermalt von einer französischen männerstimme. franzosen reden ja nicht gerade langsam und so versehen wir vor allem, dass es windig wird. unsere tischnachbarn erklären uns, dass es besser werde. super!, denken wir.
im morgengrauen regnet es. irgendwann so gegen 10 uhr klart es auf und wir beschliessen eine hochtour zu machen. kombinierte gratkletterei vom feinsten, gehen am kurzen seil, ab und zu sonnenstrahlen, ein gipfel. wir sind glücklich. beim abstieg regnet und graupelt es dann zwar, aber wir waren auf einem gipfel, der aiguille centrale du soreiller 3338 m. toll!

abends füllt sich die hütte. alle wollen auf die dibona. das wetter ist zweifelhaft. wegen der hohen frequenz und weil das wetter mit 50% regnen verspricht, beschliessen wir, die normalroute zu wählen: in 2 seillängen den gipfel von der nordseite zu erklimmen. ausgebremst warten wir dann eine stunde auf dem gipfel, holen uns die news über den écrins, den wir noch anpeilen und lassen uns gut durchlüften auf 3131müm. die aussicht ist hervorragend. mini und dani klettern die drei alleinstehenden türmchen neben dem gipfel. franz und maya können es auch nicht lassen: 5c oder auch mal 6b, wenn man ganz oben drüber will. ohne topo geht man der nase lang und irrt sich halt manchmal in der schwierigkeit. jedenfalls ist es um einiges luftiger als die fiamma. und das gleich dreimal hintereinander, auf den drei türmchen, die auch so heissen auf französisch: clocheton (fr. türmchen oder drachenreiter) – letzteres gefällt uns besser. franz-mini-dani-maya – die drachenreiter der sektion hoher rohn gut durchlüftet und beschwingt. die anderen frieren derweilen, fotografieren die drachenreiter, essen landjäger und teilen ihren lunch mit erika, die ihren vergessen hat (!!! wir machen uns ernsthaft sorgen: erika vergisst den lunch – das kam noch niemals in all den jahren vor. vielleicht liegt es daran, dass bruno müller nicht dabei ist. sonst hat sich ja nicht viel verändert. also bruno: nächstes jahr, sonst vergisst erika wieder ihren lunch!).
in der hütte packen wir und steigen ab. mit den ersten regentropfen kommen wir beim bus an. ein wahnsinnstiming! die 700 avemaria von franz zürcher im vorfeld der touenwoche in der kiche einsiedeln haben anscheinend genützt. gut dass wir nicht in die dibona-wand eingestiegen sind. wir wären aufgelaufen, hätten warten müssen, wären vor allem nicht zur trockenen zeit beim auto zurück gewesen. und haben heute noch zwei autostunden fahrt vor uns.

so aber fahren wir zeitentspannt zu unserer gîte d’etape, kurvenreich zwar über die pässe col lautaret vorbei am col du galibier, magenstrapazierend. allein die herberge ist es wert „chez maire“, wie auch die hausherrin, die zweite marie in einer woche: sie hat mit sehr viel geschmack die grossen zimmer möbliert. sie und ihr mann führen die gîte während dreier monate im jahr, bewirten gäste und freuen sich, wenn diese sich freuen. den rest des jahres sind beide rechtsanwälte und richter an der cote d’azur. so lernt man spannende leute kennen: immer mal was neues ausprobieren. abends servieren marie und ihr mann das mehrgängige selbst zubereitete menü. französisch theatralisch, lokal und sehr amüsant. wir essen an einem grossen viereckigen hözernen tisch im gewölbekeller des hauses, zusammen mit gastgebern und anderen gästen.

mit vollen bäuchen fahren wir nächstentags nach ailefroide.
im regen. auch hier bewährt sich unsere wettertaktik: warten bei kaffee, diesmal sogar mit WLAN und wetterprognosen vom handy. aber schneller wird’s deswegen auch nicht schön. es verleitet eher zum shoppen, wenn man weiss, wie lang mann noch warten muss. andrea isst salszsängeli und trinkt cola. seit gestern hat sie wasserdurchfall, die arme. uns restlichen geht’s gut, es kann also nicht an madame maries essen gelegen haben.
mit den letzten regentropfen fahren wir gegen mittag zum obersten punkt im tal: pre du madame carle, dem anfang des hüttenzustiegs auf das refuge du glacier blanc. unseren ausgangsort für die zwei nächsten tage. es ist eine sehr schöne hütte, hochalpin, die aussicht auf die gipfelkette des pelvoux atemberaubend, erinnert an wildeste berggebiete in fernen ländern. auch für die bewartung verteilen wir höchstnoten. das essen ist fantastisch, der hüttenwart extrem zuvorkommend. und der météobericht wird auch hier live vorgelesen, mit viel französisch theatralischem humor. auch wie man die wolldecke zu falten hat, kommt theatralisch zum ausdruck, von wieder einer marie, der dritten in der woche.

am morgen brechen wir um halb vier auf. ohne die arme und traurige andrea, die mit durchfall in der hütte bleibt. von der hütte weg geht’s steil und dunkel aufwärts. am firn holen wir eine grössere gruppe ein und auf. in steigeisen weiter zum grateinstieg. die schlüsselstelle an kletterei liegt gleich hier. wir steigen höher und schon um 10 uhr auf dem gipfel der montagne des agneaux (3664 müm). wieder ein tolles erlebnis. und es geht wieder runter.

auf der hütte dann bricht plötzlich aufregung aus. ein schweizer bergführer hat ein blackout und verletzt sich beim kurzen ohnmachtsfall so am ohr, dass erstens unsere andrea notarztplichten nachkommt und zweitens der heli den führer abtransportieren muss. der hüttenwart wird fuchsteufelswild, als die gäste wie blökende schafe trotz ausdrücklicher aufforderung auf der terasse sitzen bleiben bis der heli kommt. durch den washdown fliegt alles durch die gegend was nicht schwer und fest ist. alle schafe – auch uns – scheucht der wart daraufhin in die hütte hinein. unsere andrea nimmt derweil den vorschlag an, mit den gästen des verletzten bergführers nach hause in die schweiz zu fahren, sie hat ja immer noch durchfall und an hochtouren ist für sie nicht zu denken. dummerweise sitzen wir anderen nun alle drin und können uns nicht mal verabschieden und schon fliegen sie mit geratter davon. so schnell kannst gehen von gesund zu notfall und von zusammensein zu abschied.

nächstentags steht der grosse barre des écrins (4102 müm) auf dem programm. wieder 3:30 uhr losmarsch. langsam und mit viel rückenwind. wie die météo bereits vortags angekündigt. am fuss des bergs müssen wir uns entscheiden: écrins oder faurio (eine durchaus attraktive alternative auf der windabgekehrten seite und 500 höhenmeter niedriger). frierend auf dem gletscher stehend die entscheidung zu einer probe für die gruppe: maya ist nicht fit genug für den écrins: ihre grippe der vorwoche fordert ihren zoll. sie überlässt die wahl der gruppe und würde umkehren, falls es der écrin sein soll. denn der écrins lockt dani bis in die spitzen seiner steigeisen. schlotternd stehen wir da und beraten. bergführer franz bemerkt, dass die chancen für den gipfel des écrins 50-50 stehen. der grat ist sehr windig, aber der dom de neige würde sicher drin liegen – ein schneegwaggel zwar, aber ein 4000er. schwierigschwierig diese entscheide zu so früher stunde vor sonnenaufgang und windumtost. zum schluss entscheiden wir uns dafür die ganze gruppe auf einen gipfel zu bringen: also rocher faurio. eine schöner gipfel auf sicher mit sehr ansprechender und luftiger gratkletterei zum abschluss und fantastischem ausblick auf den écrins, der auf dem grat vor sich hinraucht. wir schweigen und geniessen.

ein paar stunden später stehen wir wieder vor dem bus im tal. fahren nach susa, wo das nächste festmahl auf uns wartet. denn wenn bergführer franz unterwegs ist, kommt das essen nie zu kurz.

fazit: gut ist es uns gegangen und gelaufen. bei dem so miesen wetter in europa haben wir die wetterlöcher gefunden und in gipfelerlebnisse umgewandelt. dabei sind uns in einer woche drei marien begegnet und auch mutige drachenreiter waren wir. wir waren flexibel, haben manche alternative gefunden, die den eigentlichen zielen in nichts nachstehen. alpinistisch und kulinarisch: so auch entdeckten wir hirschwurst und geissenkäse, wo nicht erwartet. gleich einem schatz: vor der italienisch-schweizerischen grenze, in einem zeltkiosk, der von der passstrasse her unscheinbar aussieht und dahinter eine cimballi mit hausgemachten käse und fleisch verbirgt. alles nur weil mini unbedingt noch vor der grenze einen echten italienischen capucchino trinken wollte. auf die riecher der erfahrenen muss man hören! und ebendieser altmeister mini stand in dieser woche auf vier noch von ihm unbestiegenen gipfeln – das will was heissen.

danke allen, die dabei waren. besonders franz zürcher für seine umsichtige tourenführung. bis nächstes jahr. ideen dazu haben wir schon.

BerichterstatterIn
maya albrecht