Hochtouren mit Ausb. TW BGF (AU, H/B/WS+) Emanuel Schroth

Tourengruppe/-TypAusbildung, Hochtour, JO (14-22J), Sektion
Startdatum13.7.15
Enddatum18.7.15
Anmeldeschluss29.3.15
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df2d-fe14-4010-b82d-0006ac120019
Beschreibung

13.7.2015-18.7.2015 [Mo-Sa] Nach einem interessanten Kletter /Seiltechnik – Training in den Klettergärten und den Mehrseillängentouren des Tirol werden wir diese Woche in den Dolomiten verbringen und wenn irgend möglich über den Stüdlergrat auf den Grossglockner steigen und über den Normalweg (Firn /Fels) wieder zurück ins Tal.

Falls es die Zeit und das Wetter noch zulassen sollte besuchen wir anschliessend die Grosse Zinne oder allenfalls den Cevedale und die Zufallsspitze.

Sollte da draussen Alles ins Wasser falle

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
BF Emanuel Schroth, Brita Ostertag, Philipp Bachofner, Carla Vanoli, Gaby Bachmann, Alex Biderbost
Verhältnisse
tolle Woche mit heissem und fast gewitterfreiem Sommerwetter

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Pünktlich und voller Tatendrang fanden sich die Teilnehmenden Alex und Gaby, Carla, Brita und Philipp um 7:30 Uhr im Hangar von wolkenlos.ch bei Emanuel und Esther Schroth in der Mugeren ein. Wetterbericht für die kommenden Tage: gut bis sehr gut! Nach dem Materialcheck, einer kurzen Gesprächsrunde über die Erwartungen an diesem Kurs ging es bei wolkenlosem Himmel los im bequemen Bus Richtung Osten. Ziel war das Pustertal in Südtirol, genauer das Hotel Bad Waldbrunn in Welsberg, unserem bequemen und kulinarisch vorzüglichen Basislager. Die Ankunft ca. 15 Uhr ermöglichte bereits erste Übungen in der Knotentechnik (gesteckter Achter, Halbmastwurf, Mastwurf, Führerknoten) und die Vermittlung der Grundlagen für die ersten Kletterübungen und Abseiltechniken im Klettergarten am nachfolgenden Tag.

2. Tag: Nach üppigem Frühstück fuhr die Gruppe bei teilweise bewölktem und zeitweise sonnigem Wetter zum Klettergarten am Pragser Wildsee. Nach einer guten halben Stunde Fussmarsch erreichte die Gruppe den gut eingerichteten Bergler-Spielplatz. Den ganzen Tag wurde an den vier Routen im Schwierigkeitsgrad von 3-4 geklettert (PinkPoint, RotPunkt, OnSight), gesichert und abgeseilt und Vertrauen zum Fels gewonnen – die perfekte Vorbereitung auf das Vorhaben, die Grosse Zinne zu erklimmen. Kritische und Was-wäre-wenn-Fragen wurden von unserem erfahrenen und geduldigen Bergführer mit „Bleib mal locker, Bergkamerad“ gekontert.

3. Tag: Frühstück um 5 Uhr, eine halbe Stunde später Abfahrt Richtung Höhlensteintal zu den drei Zinnen (Tre Cime die Lavaredo. In Toblach sind die beiden Bergführer Hubert und Martin zugestiegen, da dieser Berg nur in Zweier- oder Dreierseilschaften erklettert werden kann. Um 6:30 Uhr haben wir das Rifugio Auronzo, den Ausgangspunkt unserer Kletterei erreicht und sind beeindruckt von den drei Türmen, dessen mittlerer wir erklimmen wollen. Der Zustieg zur Wand ist gemütlich auf dem Bergpfad zu erreichen – Dann geht’s los: Anseilen, Helm auf und eine vierstündige Kletterei vom Feinsten steht bevor. Steil in gutem Fels, bald schon wunderbare Tiefblicke zu geniessen, eine gewisse Spannung auf die Schlüsselstelle spüren, glücklich diese (Couloir mit abgewetzten Wänden und einem zu überwindenden Steinblock in der Mitte) überwunden zu haben und bald schon, einander gratulierend auf dem Gipfel zu stehen. Weitsicht bis zu den Wolkenbändern im Süden und zu den österreichischen Hochalpen im Norden. Dann das Gaudi beim Abstieg: 6-7 Mal spektakuläres Abseilen bis 60m hat anfänglich Überwindung gebraucht, später grossen Spass gemacht. Um 14 Uhr dann eine üppige Jause mit Radler, Bergkäse, Rohschinken, Salami usw. Abends nach dem leckeren 5-Gang-Menü und der Planung der folgenden zwei Tage gingen wir müde und glücklich früh zu Bett.

4. Tag: Frühstück zur Normalzeit und Abfahrt nach Kals in Österreich – den Grossglockner im Visier. Die Gewittertendenz veranlasst die Gruppe, am frühen Nachmittag bereits zur Stüdlhütte aufzusteigen und daselbst noch einmal die Anseiltechniken auf Gletscher und Fels zu üben, zu erfahren, wie man sich auf dem Gletscher verhalten soll und auch wie man sich selbst aus einer Gletscherspalte retten kann. Wiederum geduldiges Korrigieren und Erläutern unseres Bergführers Manuel bezüglich Knoten, Seilverkürzung, Flaschenzug, (kanadische Art). Gegen Abend zog ein Gewitter auf und wir wurden in der Stüdlhütte mit gegen 100 anderen Bergsteigern fürstlich verköstigt: 5-Gänger mit 2 verschiedenen Suppen, Salatbüffet, 4 Hauptgängen (Entenbrust, Schnitzel an Rahmsauce, Gemüsewürfel, Nudelauflauf, Spaghetti bolognese), Käsebuffet, Früchte, Tiramisu. Geschickterweise hat unser Bergführer Manuel die Tagwache auf 5 Uhr festgesetzt, um das Zeitfenster zur Erreichung des Gipfels so zu planen, sodass die früher abgelaufenen und jene aus der Erzherzog-Johann-Hütte Gipfelstürmer bereits wieder abgestiegen waren – perfekt.

5. Tag: Abmarsch 5:30 Uhr bei wolkenlosem Himmel und für diesen Tag sehr guten Wetteraussichten (Gewitter erst ab 15 Uhr erwartet) auf Bergweg bis auf den Gletscher. Anseilen in zwei Gruppen (Vierer- und Zweierseilschaft). Informative Erläuterung, wie man das Tempo des Aufstiegs gestalten soll – nicht zu schnell, damit das Gelände immer wieder beobachtet werden kann und nicht am Schluss des Tages nur der Blick auf die Bergschuhe in Erinnerung bleibt – wohl aber die berechneten Aufstiegszeiten einhaltend, immer bereit, nichts zu erzwingen und auch umzukehren imstande sein. So geniessen die beiden Gruppen einen wunderbaren Aufstieg über den Gletscher, durch den Klettersteig bis zur Erzherzog-Johann-Hütte, danach mit Steigeisen über den oberen Gletscher und das steile Couloir hinauf, sodann wieder ohne Steigeisen über den einmal noch stark eingeschnitten Grat (z.T. mutig balancierend auf Schnee, aber immer umsichtig gesichert durch unseren Bergführer) hinauf zum Gipfel – überwältigend, schön, erhaben. Emotional bewegt gratulieren wir einander zu dieser fantastischen Leistung, essen und trinken etwas aus dem Rucksack und machen uns bald wieder auf den Abstieg, der genau so sogfältig angegangen wird wie der Aufstieg. Nach kleiner Zwischenverpflegung und Ersatz des Wasserverlustes (es war sehr warm und wir haben ordentlich geschwitzt) in der Erzherzog-Johann-Hütte beschlossen wir, angesichts der sich auftürmenden Gewitterwolken, keine Zeit zu verlieren und über die Stüdlhütte (bequemerweise konnten die Rucksäcke mit der Transportseilbahn ins Tal befördert werden) ins Tal abzusteigen und die Jause unten mit Blick zurück zum Grossglockner zu geniessen. Unterhalb der Stüdlhütte konnten dann eine schöne Anzahl Steinböcke – z.T. sehr mächtige Tiere mit riesigen Hörnern – beobachtet werden – die Wolkentürme hatten Erbarmen mit uns und hielten ihre Feuchtigkeit zurück, bis wir das Auto erreicht haben und wieder auf der Rückfahrt zu unserem Basislager waren. Um 20 Uhr gabs dann die schon gewohnten lukullischen Genüsse in Form eines herrlichen letzten Fünfgang-Menüs – eine wunderbare Woche neigte sich dem Ende zu.

6. Tag: Heimreise mit Zwischenhalt in Bruneck, einem hübschen, mittelalterlichen Städtchen, aus diesem natürlich Souvernirs, Geschenklein und auch Sportartikel mit nach Hause gebracht werden mussten. Nach einem letzten Kaffee im Südtirol chauffierte uns unser Bergführer genauso souverän, umsichtig selbstbewusst und fröhlich Geschichten erzählend in die Schweiz zurück. Die perfekte Hochtouren- und Ausbildungswoche wird uns unvergesslich in Erinnerung bleiben.

BerichterstatterIn
Brita Ostertag, Philipp Bachofner, (Fotos Alex)