Haute Maurienne/B.+Fotos TW BGF (S/B/ZS) Andreas Walder

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum6.4.14
Enddatum12.4.14
Anmeldeschluss31.1.14
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df30-41c4-427f-9581-0006ac120019
Beschreibung

6.4.2014-12.4.2014 [So-Sa] Bei uns wenig bekannt ist die „Traversée des glaciers de la Haute Maurienne“, welche in Frankreich seit vielen Jahren ein Klassiker ist. Wilde Berge, viel Ruhe, grossartige Gipfel und gemütliche Hütten erwarten uns hier. Die weite Anfahrt wird allein durch die Ankunft im malerischen Arc-tal belohnt. Lange vergessen bestechen die Orte in diesem Tal durch ihre traditionelle Architektur. Der Vorteil dieser Tour im Vergleich zu anderen Westalpendurchquerungen ist, dass man die Tour nach Belieben mi

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Andreas Walder, Tourenleiter Michael Kirsch Jürg Rellstab Peter Steinmann Christine Meier Franz Zürcher, Bergführer
Verhältnisse
schön bis sensationell

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06.04.14
Haute Maurienne – wo ist denn das?

Wir wollen unser Tourenrepertoire stetig ausbauen, was Franz Zürcher, unseren Bergführer vor nicht zu unterschätzende Herausforderungen stellt. Mit der Haute Maurienne will er uns einen weiteren weissen Flecken im Alpenbogen erschliessen. Die „Traversée des Glaciers de la Haute Maurienne“ ist in Frankreich ein Klassiker und mit der Vorahnung auf eine geniale Tourenwoche reisen wir genau dahin. Bei warmem Frühlingswetter geniessen wir unser erstes Ferienbier in Lanslebourg, wo wir übernachten werden und schauen zu den wilden Schneegipfeln hoch.

07.04.14
Refuge du Carro, Cime Carro und französische Minestrone

Zwar steigen wir im Grünen bzw. Braunen aus dem Auto, können dann aber auf einem perfekt präparierten Winterwanderweg Richtung Refuge du Carro losfellen. Idyllisch führt die Tour der L’Arc entlang und unsere Augen schweifen interessiert zu den unbekannten Bergen hoch. Bei fast sommerlichen Temperaturen und mit den vollbepackten Skihochtourenrucksäcken auf dem Buckel fliesst bei uns manch eine Schweissspur. Die Topmotivation, mit der wir in die Skitourenwoche starten lässt uns die Strapazen jedoch locker ertragen. Bald können wir auch den Steinbau der Refuge du Carro, 2760 müM. im Gelände ausmachen. Wüssten wir um den Znacht, die Grösse des Biers und die homöopathischen Genepys, vielleicht wären wir nicht so euphorisch hoch gestiegen… . nach einem Crêpe-Halt (sehr fein) mit Gepäckserleichterung steigen wir auf unserem ersten Gipfel, den Cime Carro. Zwar ist er für die Gegend noch eher munzig, jedoch bietet er uns bereits einen feinen Gipfelgrat und anschliessend eine perfekte Sulzabfahrt.
Zurück in der Hütte machen wir es uns im Dachzimmer bequem, geniessen die Terrasse, der Grösse wegen mehr als ein Bier und schmieden Pläne für die nächsten Tage. Zum Znacht stösst dann noch Peter zu uns und macht die Gruppe vollständig. Dies ist die deutlich grössere Freude als das aufgetischte Menu, bei dem das fehlende Salz in der französischen Minestrone der kleinste Mangel ist. Aber sonst geht es uns ja sehr gut :-)

08.04.14
Grande Aiguille Rousse mit Schnee, Wind und Nebel

Für heute ist eher durchzogenes Wetter angesagt. Wir starten mit einer kurzen, sehr steilen Traversefahrt zu unserem Tagesziel. Schon wollen wir losfellen, als Peter uns mit einem Ski in der Hand folgt. Die Bindung schliesst nicht sauber und wir sehen, dass ein Kopfteil gebrochen ist. So ein Sch…. – es bleibt Peter nichts anderes übrig als ins Tal zu fahren und das Leck flicken zu lassen. Das Männerquartett mit Frau steigt weiter auf, mit Skis und wo es zu steil ist zu Fuss. Sonne und Wolken führen ein Duell, welches genau zum Gipfelerfolg auf dem Grand Aiguille Rousse von Wind, Nebel und Schneefall gewonnen wird. Yeah, wir haben den zweiten Gipfel geschafft! Den Sulzschnee geniessen wir nun eben beim Spurenfahren. Der Nebel verschleiert unsere Wahrnehmung der sehr steilen Hänge – vielleicht ja auch gut so. Wir sind froh um die Führung von Franz und er wohl um seine Vorbereitung auf dem GPS. Gekrönt wird der Tag durch einen feinen Znacht mit Schoggifondue zum Dessert. Ob die Hüttenwarte den Tag für einen Crashkurs im Kochen genutzt haben oder sie einfach unser Schneeschaufeln auf der Terrasse verdanken wollen? Hauptsache das Essen und der Wein gefällt uns.

09.04.14
Warum wir in die Berge gehen…

Heute soll es einfach schön werden und das ist uns recht, weil wir uns heute die legendäre „Traversée des Glaciers de la Haute Maurienne“ zu Gemüte führen wollen. Leider hat Peter mit seiner Gesundheit zu kämpfen und entscheidet sich die Tourenwoche abzubrechen. Wir wünschen ihm alles Beste und fellen zu fünft los. Es ist herrlich unterwegs zu sein. Der Schneefall von gestern hast die Bergwelt mit einem reinen Schneeweiss überzogen und die aufgehende Sonne fügt das allerschönste Morgenlicht dazu. Kitschig? – nein, einfach nur sensationell!
Wie gewohnt sind die Aufsteige steil – so, dass wir von einem Moment auf den anderen in eine neue unendliche Berglandschaft blicken. Der Col des Pariotes ist der erste von drei Pässen auf unserer Tour zur Refuge des Évettes. Wie gehts vom Col weiter? Steil führt die Abfahrt zwischen den Felsen hindurch und dann langgezogen dem Talkessel entlang – cool! Hinter dem nächsten Pass, dem Col de Trièves lassen wir die Rucksäcke liegen und fellen dem Schnee und unserer Ohne-Rucksack-Leichtigkeit zu liebe auf den Cairn und geniessen fast schwebend den Sulzschneehang. Über den Glacier du Mulinet erreichen wir den Col du Grand Méan. Vom Col aus steigen wir die steile Flanke hoch auf den Pointe Francesetti, 3425 müM., ein Berg, der uns eine herrliche Rundsicht schenkt: Monte Rosa, Liskamm, Breithorn, Grand Combin, Mont Blanc, Monte Viso, Grand Casse und viele mehr. Lange Abfahrt, kurzer Gegenaufstieg und wir erreichen unser Tagesziel, die Refuge des Évettes. Heute war es mehr als schön – heute war ein Tag namens „Deshalb gehen wir zBerg“!

10.04.14
Super schön, Super glücklich, Super Albaron!

Der Albaron thront über der Haute Maurienne und die perfekten Verhältnisse sprechen für uns und unseren Höhepunkt dieser Skitourenwoche. Wir sind uns einig, der Morgen ist die schönste Tageszeit (sicher heute) und wir sind topmotiviert. Kurz vor sieben fahren wir los, fellen über den Gletscher und dann mit zig Spitzkehren steil zwischen den Gletscherabbrüchen hoch. Kurz vor dem Grat montieren wir die Steigeisen, schnallen uns die Skis auf die Rucksäcke, seilen uns an und stampfen mit dem Pickel in der Hand los. Wir wollen die Überschreitung machen, bis vor den Talboden abfahren und wieder zur Hütte aufsteigen. Am Grat wechseln sich Trittschnee und trockener Felsen ab. Bei diesen Superverhältnissen kommen wir gut voran, inklusive der zahlreichen Foto- und Filmstopps. Das Jauchzen lässt sich nicht unterdrücken – yeahh, wir sind auf dem Albaron, 3637 müM.. In voller Montur seilen wir rund 25m vom Gipfel ab und „sulzen“ auf der Westseite über die Gletscherebene weg. Nach dem Zmittagshalt machen wir uns auf zur Talabfahrt. Selten haben wir solch spektakuläre Abfahrten erlebt. Steil, durch enge Couloirs, zwischen Felsen und unter Seracs hindurch. Wunderschönste Natur – überschäumende Stimmung! Bis zum Skigebiet fahren wir und fellen dann rund 400 Höhenmeter und 4 km zurück zur Refuge des Évettes. Die Rundtour ist komplett.

11.04.14
Pointe Tonini, La Petite Ciamarella, Piz Tarte aux Pommes

Der Himmel ist violett verfärbt und wir starten zu unserer Supplement-Tour. In Fünferformation fellen wir über den Gletscher, steigen steil zum Pointe Tonini auf – mit Harscheisen, wie fast jeden Tag. Kurz vor dem Sattel wechseln wir zu den Steigeisen und erklimmen den Pointe Tonini. Die Abfahrt ist hart und Sulz und super! Wir wollen einen zweiten Gipfel anhängen. Von der Gletscherebene erhebt sich eine schier unendlich lange, steile Flanke zu La Petite Ciamarella. Zum Gipfel steigen wir wieder mit Steigeisen auf, den letzten Gupf sogar noch mit Seilhilfe. Noch einmal blicken wir rundherum und sehen alle unsere Gipfel. Die Abfahrt ist fast noch länger als der Aufstieg, so sehr geniessen wir es. In der Refuge des Évettes erwartet uns die Tarte aux Pommes, die Michi weise vorausschauend bestellt hat.
Jetzt bleibt nur noch die Abfahrt ins Tal. Sulz, aber nicht zu weich – so haben wir es gerne. Dafür, dass es nicht eine „nur noch – Abfahrt“ wird sorgt Erlengebüsch und eine Bachüberquerung. Dann sind wir auf der Piste, bald beim Auto, unter der Dusche, bei Ente und feinem Rotwein im Hotel.

12.04.14
Heimfahrt

Sehr zufrieden und glücklich fahren wir heim. Herzlichen Dank für diese sensationelle Skitourenwoche: Tourenleiter Mini, Bergführer Franz, Gspänli Michi, Jürg und Peter! Christine

BerichterstatterIn
Christine Meier Zürcher