Dolomiten TW (K/B/5a) Andreas Walder

Tourengruppe/-TypKlettertour, Sektion
Startdatum17.7.11
Enddatum24.7.11
Anmeldeschluss28.2.11
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df37-4e7c-4f4a-bd8e-0006ac120019
Beschreibung

17.7.2011-24.7.2011 [So-So] Mögliche Touren
2. Sellaturm: Kasnapoff oder Messnerführe
Ciavazes: hier stehen viele Routen in allen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung
Sas Pordoi: Grossführe
Fünfingerspitze: Überschreitung
Sellaturm 1-3: Überschreitung
Grohmannspitze: Dimaiführe

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Andreas Walder, Erika Frick, Bruno Müller, Franz Lischer, Michael Kirsch
Verhältnisse
Tip-top, am Dienstag Regen, Schneefallgrenze 2000 m

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Leider ist der Wetterbericht für die Dolomiten für die ganze Woche schlecht und eine Klettertourenwoche kann nur bei einigermassen stabilem Wetter in diesem Gebiet durchgeführt werden!
Wer jetzt denkt, dass die Woche abgesagt wurde, der kennt Mini noch nicht. Noch am Samstag-Abend buchen wir die ganze Woche um und versuchen telefonisch Zimmer für fünf Personen in Vallouise im Nationalpark Ecrins im Departement Haute Alpes zu bekommen. Wider Erwarten gelingt dies auch, obschon derzeit dort Hochsaison herrscht. Der Wetterbericht ist eigentlich für die ganze Woche mehr oder weniger in Ordnung, am Dienstag soll eine Störung durchrauschen.
Voller Hoffnung fahren wir am Sonntagmorgen in Wädenswil bei vereinzelten Sonnenstrahlen ab. Kurz hinter Zürich ist es aber für den Rest des Tages vorbei mit Sonne und es regnet den ganzen Tag nur einmal. Am Reiseziel stehen die Touristen beeindruckt auf den Brücken und beobachten die reissenden Fluten, welche sich aufgrund der lang anhaltenden Regenfälle bedrohlich nahe dem Strassenniveau genähert haben.
Am Montag ist es schon früh sonnig und wir beschliessen die erste lange Tour in Ailefroide zu machen. Wir sind gerade noch rechtzeitig vor dem grossen Ansturm der Kletterer am Einstieg und klettern die 8 Seillängen der Route Little Palavar 5c ohne anstehen zu müssen in bestem Granit und bei viel Sonnenschein. Die Absicherung ist wie bei fast allen Routen im Gebiet ausgezeichnet. Nach einer kurzen Abseilpiste sind wir wieder am Einstieg und weil noch nicht Zeit für ein Bier ist, steigen wir noch in eine zweite Route ein, welche wir nach 4 Seillängen 6a und 5c abbrechen.
Am Dienstag stimmt der Wetterbericht leider und wir können im Klettergarten Casse de Prelles nur gerade 3 Seillängen klettern, ehe der Regen uns einholt. Nach einem Kaffee in L‘Argentière le Bessée, einem Einkaufsbummel durch diverse Sportgeschäfte und einer Pizza zum Z’Mittag beschliessen wir für Erika eine Zugfahrt nach Hause für Freitag zu organisieren und anschliessend, wenn es wieder trocken ist noch etwas zu klettern. So fahren Erika und ich nach Briançon, während Mini, Bruno und Franz nach Mont Dauphin in ein Konglomerat-Gebiet zum Klettern fahren. Leider gelingt es uns in Briançon nicht, ein Billett zu erhalten, weder am Bahnhof!! noch via Internet. Frustriert fahren wir zum Klettergarten Les traverses et la Vignette und klettern zwischen zwei Regenschauern drei Routen à 20 m im 5c. Unsere Kollegen haben mehr Glück und können sechs Seillängen in bestem Konglomerat klettern.
Am Mittwoch ist die Wetterwelt wieder in Ordnung und wir fahren nach Ponteil. Das Klettergebiet ist schnell trocken und die südwärts gerichteten Wände sind auch schnell warm, denn über der Waldgrenze liegt frischer Schnee! Wir sind nicht ganz alleine, können jedoch die Route La Diagonale de gauche 6a ohne Einwirkung anderer Kletterer durchsteigen. Nach einer imposanten Abseilstelle und den obligatorischen Chausson aux Pommes zum Z’Mittag steigen wir noch in die sehr steile und anstrengende 4-Seillängenroute L’Affaire r’tourne au sol 6a+ ein. Alle schaffen mehr oder weniger frei geklettert die Route und nach 2 Abseillängen und einem kurzen Abstieg ist auch die Tour de France vorbei und wir können wieder auf der Strasse zurück zum Hotel fahren.
Am Donnerstag fahren wir wieder nach Ailefroide und laufen rund eine halbe Stunde zur Poire. Die von uns anvisierte Route ist jedoch schon von einer grösseren Gruppe besetzt und wir beschliessen den Klassiker im Gebiet, die Route La Cocarde 5c zu machen. Wie es Klassiker so an sich haben, ist die Absicherung etwas schlechter als in moderneren Routen, aber immer noch akzeptabel (wir sind unterdessen natürlich auch schon etwas verwöhnt!). Leider ist das Topo ziemlich falsch und die Schlüsselstelle empfinden alle als sehr schweres 5c. Das Abseilen über die eigens eingerichtete Abseilpiste hat Vor- und Nachteile. Man ist zwar nicht anderen Kletterern im Weg, dafür benutzen alle Kletterer dieselbe Abseilpiste und so kommt es zum Stau. Trotzdem bleibt am Nachmittag noch Zeit die Route Gloire à Satan 6b in Angriff zu nehmen. Die Plattenkletterei ist fast ganz ohne verwertbare Griffe und die Schlüsselstelle 5c/A0 oder 6c schafft nur gerade Bruno frei. Nach den 5 Seillängen schmerzen allen die Füsse und wir sind froh genügend Zeit auf der Hotelterrasse für ein Bier und einige Tourtes zum Aperitif zu haben.
Am Freitag (Erikas Geburtstag, welchen wir am Abend mit einer riesigen Tarte aux myrtilles schon mal vorgefeiert haben) muss uns Erika leider verlassen. Sie reist mit dem Zug von Briançon via Gap – Grenoble – Chambery und Genf in 12 Stunden heim um mit ihrer Familie eine Woche Ferien zu machen. Da wir schon in Briançon sind beschliessen wir die Route Toulouse to win, 15 Seillängen, 6a (man beachte das Wortspiel) am Croix de Toulouse mit diversen Abstiegen und Abseilstellen zu durchsteigen. Die Route ist zwar sehr gut abgesichert (praktisch an jedem Baum ist ein Stand, dazwischen hat es aber genügend gute Bohrhaken), aber der Fels ist sehr brüchig und man weiss nie, was hält und was nicht. Die 100 überhängenden Abseilmeter nach 10 Seillängen hinunter in die von Steinschlag mit Kies und Felsbrocken gefüllte Schlucht sind schon sehr eindrücklich und lassen uns alle nicht kalt. Die letzten 5 Seillängen sind von heftigem Wind begleitet und wir beeilen uns aus der Schlucht zu kommen, bevor ein Gewitter losbricht. Dies geschieht zum Glück nicht und das letzte Problem ist der Abstieg im Weglosen, sehr steilen Waldgelände. Nach einigem Suchen sind wir dann aber doch noch auf dem Wanderweg und gelangen problemlos zurück zum Auto.
Am Samstag sind nach der gestrigen Tortur alle etwas angeschlagen. Das Wetter interessiert sich jedoch nicht für unsere Schwäche und zeigt sich schon wieder von seiner besten Seite. Also packen wir zum letzten Mal für diese Woche unser Kletterpuff und fahren hinauf nach Ailefroide. Nach einem 30-Minutigem Zustieg und etwas Suchen steigen wir in die 13 Seillängen der Route La Vie devant soi 6b+ ein. Nach spätestens 6 – 7 Seillängen schmerzen allen die Füsse, denn nebst der anstrengenden Plattenkletterei sind praktisch alles Schlingenstände und die Füsse können sich in den kurzen Kletterpausen am Stand nicht erholen. Trotzdem schaffen wir es bis ganz nach oben und nach etwas über 7 Stunden stehen wir glücklich wieder am Einstieg.
Insgesamt haben wir in sechs Tagen rund 70 Seillängen, vorwiegend 5c und 6a mit einzelnen 6b geklettert. Und das bei einem Wetterbericht, der eigentlich zur Absage der Woche hätte führen können!
Danke Mini, für Deinen mutigen Entscheid zu später Stunde, welcher uns zu dieser fantastischen Woche verholfen hat.

BerichterstatterIn
Michael Kirsch