Bike-Wanderfahrt Jura (BI/B/S0) Willi Streuli

Tourengruppe/-TypBiketour, Sektion
Startdatum16.5.11
Enddatum19.5.11
Anmeldeschluss30.4.11
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df38-6538-4f59-8629-0006ac120019
Beschreibung

16.5.2011-19.5.2011 [Mo-Do]

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Martin Bärlocher Gast Agnes und Peter Staub Monika und Fredy Hodel Hanspeter Rohrer Christa Ebneter Gast
Verhältnisse
Schönes Wetter, wenig Gegenwind, gute Gruppe = echte Aktivferien

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Montag, 16. Mai 2011 Christa
La Givrine bis L’Auberson: 70.7km, 4h42 (reine Fahrzeit), ø 15km/h, 1009hm

Meine Velotour begann eigentlich schon am Sonntag mit dem Problem „Packen“: Bereitlegen für angesagte 0° und erhoffte 25°, Regen und Sonnenschein. Der Kleiderberg wurde drei mal redimensioniert, bis er in den Rucksack passte. Willi schwenkte spätabends auf die Variante Velokörbli und Ikeasäcke um – und ich Velotourengreenhorn packte nochmals um.
Am Montagmorgen regnete es wie aus Kübeln, sodass die Regenbekleidung wieder von zuunterst hervorgesucht wurde. Aussen klitschnass, innen schwitzigwarm erreichten wir um 06:00 den Bahnhof Appenzell. Das nahmen wir gelassen hin in der Hoffnung, dass wir nun das Regenzeugs für diese Woche fertig gebraucht hätten, (was sich tatsächlich bewahrheitete! Wie schön.)
In Gossau stieg der OL-Läufer Martin Bärlocher zu, die echten Hohröhnler trafen wir ab Zürich. Mit den SBB bis Nyon und der Schmalspurbahn bis nach La Givrine ging es sehr bequem. In weiser Voraussicht hat Willi die umgekehrte Juraroute gewählt, weil wir so schon auf 1200 m.ü.M. starten konnten. Es wehte aber ein eisiger Wind und es dauerte seine Zeit, bis alle die Wintersachen montiert hatten. Die ersten Ikea-Biker-Sprüche mussten wir auch einstecken. Dafür steckte ich die Velofahne „Willi + SAC HR“-Fahne auf.
Schon der erste Kilometer Richtung Osten brachte einen Vorgeschmack auf die nächsten ca. 240 km Jura: obsi, ufä, uni, gäch! Aber die einmaligen Ausblicke, die wunderbare Flora und die stets wechselnden Geländekammern entschädigten für Vieles und die rassigen Abfahrten brachten den Adrenalinkick. Kurz bevor wir auf die Route 7 trafen, musste Willi bei sehr minimer Motivation, aber umso mehr Zuschauern, einen Schlauch wechseln. Test bestanden! Nach zwei Stunden trampen hatten die vordersten Pedaler ein Einsehen und machten an einem windgeschützten Plätzchen eine Kaloriennachschubrast. Umso rassiger sausten wir den Col du Marchairuz hinunter. Eine etwas schwierige Entscheidungsfindung hatten wir in einem Café in Le Sentier: Schon bald am Lac de Joux übernachten oder mutig noch einige Stunden weiterstrampeln? Euphoristisch (oder im jugendlichen Übermut?) stimmten wir für letzteres. So ging es weiter nach Le Pont und hinunter nach Vallorbe. Wer noch mehr Abwechslung suchte, entschied sich für den Aufstieg nach Ste. Croix mit der Bahn, die Internationaleren fuhren über die Grenze nach Frankreich. Hier holte uns der Feierabendverkehr mit Gestank und Lärm ein. Das zwang uns schnell auf eine Nebenstrasse, einer von Willi ertüftelten Variante folgend. Die weiteren 400 Hm gaben mir viel Gelegenheit, Teile meiner oft anonymen Anatomie zur Kenntnis zu nehmen und viel Co2 zu produzieren. Auf Schmugglerpfaden näherten wir uns wieder der Schweiz, wo wir die grüne Grenze überschritten. Es war 19:00 h, als wir in L’Auberson ankamen. Ich war glücklich, dass ich, in einem nicht überbevölkerten Teil der Welt, ein Dach über dem Kopf, eine Dusche, einen Teller Spaghetti und ein weiches Bett vorfand, das unser Tourenführer zum Voraus ausfindig gemacht und reserviert hatte.
Mit vielen neuen und unvergesslichen Eindrücken (nicht nur die am Po), schlief ich glücklich und müde ein.

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Dienstag, 17. Mai 2011 Peter Staub
L’Auberson bis La Chaux-de-Fonds: 67km, 4h41, ø 14.2km/h, 970hm

Anschliessend an das feine Frühstück im „Dorf-Kaffee“ erklärt Willi die heutige Etappe. Bei blauem Himmel, aber noch etwas kühler Temperatur, geht es weiter auf der Jura-Route 7. In La Cote-aux Fées zweigen wir ab auf Route 54 und schon kommen wir ins Schwitzen beim Aufstieg auf den Mont des Verrières. In rasendem Tempo blochen wir hinunter nach Les Verrières, um schon bald eine weitere „Bergetappe“ in Angriff zu nehmen. Oben in Grands Cernets angelangt löschen wir auf der Restaurant-Terrasse den Durst, die einen mit Rivella, die anderen mit Absinthe. Nun tauchen wir ein in das einsame Vallée de la Brévine, das schweizerische Sibirien. Das raue und faszinierende Hochtal wird nur um 200 m von waldreichen Jurahöhen überragt. Der Lac des Taillères sammelt die Wasser der flachen Talmulde und entlässt sie unterirdisch ins Areusetal. In La Brévine ist der Dorfladen geschlossen, sodass wir uns im einzig geöffneten Restaurant verpflegen. Infolge Schatten im Garten speisen wir „idyllisch“ auf dem Trottoir zwischen parkierten Autos, aber in der wärmenden Sonne.
Abwechslungsreich verläuft die Strecke nun weiter, vorbei an Bauernhöfen und Weizenfeldern. Nochmals geht’s bergan. Willi erbarmt sich unser und sucht eine Abkürzung über einen Feldweg, sodass die heutigen Höhenmeter knapp unter 1000 bleiben….
Oberhalb La Chaux-de-Fonds, unserem Tagesziel, werden wir auf einem grossen Bauernhof freundlich empfangen und beziehen unser Logis. Zusammen geniessen wir im nahen Restaurant ein feines Nachtessen.

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Mittwoch, 18.5.11 Monika und Fredy
La Chaux-de-Fonds bis St. Ursanne: 60.7km, 3h49, ø 15.8km/h, 698hm

Den dritten Tag starteten wir mit einem ausgiebigen Bauernfrühstück bei der gastfreundlichen Familie Stucki. Danach ging es entlang der nationalen Veloroute 7 bis St. Ursanne. Nach etwa 20 Minuten wurden wir von Frau Stucki mit dem Auto eingeholt, welche uns liebenswürdigerweise liegen gelassene Ärmlinge brachte. Wem gehören wohl diese Ärmlinge? (Name der Redaktion bekannt). Der Weg führte uns über eine offene aber hügelige Landschaft über St. Imier und Les Breuleux nach Saignelégier. Kurz vorher machten wir einen Picknick-Halt am Etang de la Gruère. Zu Fuss umrundeten einige von uns diesen bezaubernden Weiher, die anderen machten einen Power-Nap. Danach ging es weiter via Les Enfers und St. Brais nach St. Ursanne. In diesem mittelalterlichen Städtchen genossen wir zuerst einmal einen Glacé-Cup. Beim Nachtessen war die Hauptattraktion die nachgewiesenermassen frischen Fische und das sehr spezielle lokale Bier.

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Donnerstag, 19. Mai 2011 Hampi
St. Ursanne bis Laufen: 45km, 2h40, ø15.7km/h, 535hm9 Uhr

Abfahrt in St.Ursanne. Trotz Sonnenschein ist es noch recht frisch. Aber vor uns liegt die berühmte Bergrennstrecke nach Les Rangiers. Nicht so schnell wie die Rennboliden aber dafür schweissnass erreichen auch wir die Passhöhe und werden mit einer tollen Abfahrt nach Asuel belohnt. Das imposante Schloss von Pleujouse lassen wir rechts liegen und kommen ins Tal der Lützel, welche hier aber noch Lucelle heisst. Vorbei an geschlossenen Zollstellen und hochgestellten Zollbarrrieren verläuft die Strasse mehrmals wechselnd zwischen Frankreich und der Schweiz. Ein grosses Schild weist darauf hin, dass diese Strasse in Militäruniform nicht befahren werden darf. Ja sind die dann in den Unterhosen gefahren, witzeln wir. Dank der leichten Neigung der lauschigen Lucelle entlang erproben wir das Fahren im Windschatten, was für uns toll ist, nur Willi als Leiter bleibt immer zuvorderst. Erste Kumuluswolken künden einen Wetterumschlag an, aber das letzte gemeinsame Mittagessen in Kleinlützel geniessen wir noch in einer Gartenwirtschaft. Noch ein kurzes Stück und wir treffen in Laufen ein. Hier verladen wir die Velos in die Bahn und lachen den jetzt einsetzenden Regen aus. Zufrieden, müde und zum Glück unfallfrei schauen wir auf diese Biketour zurück. Es bleiben unvergessliche Bilder einer Juralandschaft, welche man so halt nur mit dem Velo erleben kann. Herzlichen Dank an Willi und Christa und nicht zu vergessen an unseren Förster Martin, der uns vieles zeigen und erklären konnte. Jetzt kennen wir nicht nur Fichten und Eschen, sondern auch Vogelbeerbäume und Mehlbeerbäume.

BerichterstatterIn
Teilnehmer