Arolla, M. l’Etoile 3370m (W/B/T3) Dietrich Maiwald

Tourengruppe/-TypSenioren, Wandern (T1-T3)
Startdatum29.7.08
Enddatum30.7.08
Anmeldeschluss22.7.08
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df3e-0970-4b50-996d-0006ac120019
Beschreibung

29.7.2008-30.7.2008 [Di-Mi] „Wanderbare“ Berggipfel im Gebiet Arolla gibt es nicht viele, zu schroff bzw. zu vergletschert ist die ganze Region. Und doch existiert hier ein kaum bekannter, recht hoher Aussichtsgipfel, den auch normale Berggeher ohne Seil und Pickel erreichen können. Der Mont de l’Etoile ist quasi der Hausberg der Cabane des Aiguilles Rouges, womit auch über die beeindruckend Nachbarschaft schon alles gesagt ist.

Am ersten Tag wandern wir von Arolla 2003 m über die Remointse de Pra Gra 2479 m zur Überna

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Ernst Barben, Kurt Bucher, Erika Bruderer, Fritz Burkhardt, Cees Geel, Elisabeth Kühne, Willi Kühne, Dietrich Maiwald (TL), Bernhard Mantel, Werner Schneider, Elisabeth Spring. Walter Zumstein vom SAC Oberhasli als Gast von K. Bucher.
Verhältnisse
Die Schweiz liegt mit schwülwarmer Luft zwischen einem Hoch mit Zentrum über Südschweden und einem Tiefdruckgebiet westlich von Irland. Am Morgen ist es jeweils in den Alpen recht sonnig und klar, in der zweiten Tageshälfte türmen sich Quellwolken auf und führen zu lokalen Schauern oder Gewittern.

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Bereits die Anfahrt mit öV sorgt bei einigen Teilnehmern für Überraschungen: Der neue Lötschberg Basistunnel, die spektakuläre Fahrt im Postauto durchs Val d’Hérens mit den Erdpyramiden von Euseigne, den alten Holzhäusern von Evolène sowie den immer näher kommenden Eisriesen Dent Blanche, Mont Collon und Pigne d’Arolla. Um 11:45 Uhr stehen wir in Arolla auf 2006 m Höhe und gönnen uns zur besseren Akklimatisation einen kurzen Mittagsimbiss am hübsch gedeckten 12-er Tisch auf der Terrasse des Hotel du Glacier. Um 12:30 Uhr beginnt die Wanderung zunächst lieblich durch Arvenwälder („arole“), die Ort und Tal ihren Namen gegeben haben. Nach Passieren des kleinen Skilifts „Guitza“ nehmen wir den jetzt steileren Hüttenweg zur Cabane des Aiguilles Rouges, der uns samt Stundenhalt um 14:15 Uhr zu den malerisch gelegenen Alphütten von Pra Gra (2479 m) bringt. Den zweiten Stundenhalt verbinden fast alle Teilnehmer mit einem Gipfelsturm (ohne Rucksack!) auf den Tête du Tronc (2554 m), von dem aus nicht nur der weitere Hüttenanstieg gut zu erkennen ist, sondern auch unser morgiger Abstiegsweg samt dem kleinen Lac Bleu de Louché sehr tief unten. Nun wandern wir im alpinen Gelände mit vielen Steinen und ohne Grün weiter bergauf, überqueren das Schmelzwasser des Glacier des Ignes auf einem Holzbrücklein und traversieren einen langen Berghang. Nach einem letzten Trinkhalt erreichen wir gegen 16:45 Uhr die Cabane des Aiguilles Rouges (2810 m) mit den ersten Tropfen eines kurzen, aber heftigen Gewitterregens. Innen ist es trotz vieler anderer Gäste recht gemütlich. Der Hüttenwart Bernard Maître weist uns einen eigenen Raum mit genau 12 Lagerbetten zu und reserviert uns zwei 6-er Tische fürs Abendessen. Zwar fällt das vom TL vorgesehene Höhentraining wegen Nässe aus, es reicht aber noch zum Kennenlernen der Hüttenumgebung und unseres morgigen Einstiegs. Am Abend werden wir von den sportlichen Einlagen einer holländischen Bergsteigergruppe unterhalten. Einziger Wermutstropfen bei dieser Hüttenübernachtung: Die sanitären Einrichtungen (nur ein Wasserhahn im Freien) sind äusserst primitiv und die drei Plumpsklos weit ausserhalb über einen steilen Bergweg zu erreichen — bei Dunkelheit hilft dann die Nase …

Über Nacht haben sich die Wolken aufgelöst. Der TL weckt um 5:30 Uhr, und nach dem Morgenessen mit frisch zubereitetem Bircher Müesli starten 10 Senioren um 06:30 Uhr zum Einstieg auf den blau-weiss markierten Bergweg Richtung Col de Darbonneire, der den geröllbeladenen Talboden unter dem nördlichen Teil des Aiguilles-Rouges-Gletschers quert. Auf der anderen Talseite führt dieser Weg zum Moränenkamm hinauf und folgt diesem bis auf ca. 3000 m Höhe. An einem mit grünen Farbklecksen markierten Stein führen nach rechts Pfadspuren zum breiten Südrücken des Mont de l’Etoile hinauf. An diesem vereinbarten Umkehrpunkt (1 Std. ab Hütte) verabschiedet sich einer der Teilnehmer und geht selbständig zurück zur Cabane. Die restlichen neun steigen weiter über den plattigen Südrücken und zuletzt recht steil im feinen Schutt zum Südgipfel des Mont de l’Etoile. Da wir gute Wegverhältnisse vorfinden, wagen sich 6 Teilnehmer an die T5-Querung über den nun schmalen, exponierten Felsgrat zum nur zwei Meter höheren Nordgipfel (3370 m) mit grossem Steinmann, der kurz vor 9 Uhr erreicht wird. Das Panorama ist überwältigend und reicht vom Pte. de Vouasson im Westen über die felsigen Aiguilles Rouges, den M. Blanc de Cheillon, Pigne d’Arolla, M. Collon und Tête Blanche hinüber bis zum Matterhorn, Dent Blanche und dem Zinalrothorn ganz im Osten. Den noch schattigen Gipfelhang und griffigen Schutt nützend, steigen wir zur wohlverdienten Rast erst wieder zum breiteren Südrücken ab. Der Rückweg zur Cabane über den „grünen Stein“ ist problemlos; nur bei der Querung des Gletscherbaches fällt auf, dass die Schmelzwassermenge innerhalb der wenigen Stunden schon deutlich zugenommen hat. Um 10:45 Uhr sind alle 12 Teilnehmer wieder an der Hütte vereint und bereiten sich auf den gemeinsamen Abstieg vor. Dieser beginnt um 11:30 Uhr mit einem letzten kleinen Anstieg und verläuft danach ständig bergab als recht guter Hüttenweg zunächst in steinigem Geröll und allmählich in pflanzenreichen und grünen Wuchs übergehend. Vorbei an der aufgelassenen Alp Remointse du Sex Blanc (2417 m) geht es mit einigen knieschonenden Pausen zur Waldgrenze hinab und schliesslich inmitten von Lärchen zum türkisfarbenen Lac Bleu de Louché (2092 m), der unvermittelt vor uns liegt. Dank unseres geduldigen und hilfreichen Schlussmannes erreichen gegen 14 Uhr alle wohlbehalten La Gouille (1834 m) und können sich bei Kaffee und Bier von den Strapazen des Abstiegs (1006 bzw. 1606 Hm!) erholen. Gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Gewitterguss besteigen wir um 15:06 Uhr das Postauto nach Sion. In der öV Rekordzeit von 4:25 Std. erreichen wir um 19:31 Uhr Wädenswil.

Es ist erfreulich und motivierend zugleich, dass diese recht anspruchvolle Bergtour im Hochgebirge bei den SAC Senioren mit einer derart grossen Teilnahme erfolgreich durchgeführt werden konnte.

1. Tag: Aufstieg 900 Hm, Abstieg 100 Hm, Schwierigkeit T3; Wanderzeit 3 1/2 Stunden (mit Tête du Tronc).
2. Tag: Aufstieg 600 + 40 Hm, Abstieg 600 + 1006 Hm, Schwierigkeit T4 (Gipfel) bzw. T3;
Wanderzeit 3 1/2 (Gipfel) + 2 1/2 Stunden.

BerichterstatterIn
Dietrich Maiwald, Bilder: Cees Geel