Südliches Bernina TW BGF (S/B/ZS+) Andreas Walder

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum17.4.17
Enddatum22.4.17
Anmeldeschluss16.4.17
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df28-d4d0-46b7-9fa3-0006ac120019
Beschreibung

17.4.2017-22.4.2017 [Mo-Sa] Montag, 17. April
Anreise: Wädenswil – St. Moritz – Poschiavo – Tirano – Sondrio – Campo Moro 1990 m, 300km, ca 5h. Bis zum Parkplatz unterhalb der Zoiahütte 1990 m oder je nach Schneelage bis zum Lago di Gera. Aufstieg zur Rifugio Bignami 2401 m, 2 – 3 h, 405 Hm, WS.
Übernachten auf der Rifugio Bignami

Dienstag, 18. April
Pizzo Scalino 3323 m, 4 – 5 h, 1460 Hm, ZS. Abfahrt zur Hütte.
Übernachten in der Rifugio Bignami.

Mittwoch, 19. April
Cima Val Fontana 3070 m, 2 ½ – 3 h, 683 H

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Franz Zürcher Bergführer, Heinz Kundert, Bea Merz, Edith und Lukas Röthlisberger, Rainer Meichtry, Ariane Faul, Carla Vanoli,Hansurs Lauber, Erika Frick, , Michael Kirsch, Andreas Walder
Verhältnisse
sehr kalt und windig, Schnee ab ca 2400 m meist sehr hart

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Montag 17.04.2017, Bea

Anreise und Aufstieg (1000 hm) zum Rif. Marinelli
Treffpunkt ist morgens um 6.00 beim Bahnhof Wädenswil. Wir fahren mit drei Autos bis zuhinterst ins langgezogene Val Malenco im Veltlin. In Pontresina steigt noch Michi und in Sondrio Carla zu. Nun ist die Gruppe komplett. Am frühen Nachmittag erreichen wir Campo Moro auf 1990m. Eigentlich wäre geplant gewesen zum Rif. Bignami 2401m aufzusteigen und die ersten Touren von da aus zu unternehmen. Doch wegen Schneemangel war die Hütte bereits geschlossen und so war unser heutiges Ziel das Rif. Marinelli 2813m. Schnee war weit und breit keiner in Sicht und so buckelten wir die Skier, noch bei Sonnenschein, die nächsten zwei Stunden bis ca. 2500m (gemäss Hüttenwart 1 Std. Tragezeit). Mit Skiern unter den Füssen erreichten wir das Rifugio etwa um 16.30. Erleichterung bei allen Teilnehmenden; es hatte doch genügend Schnee für unsere Tourenziele. Jedoch verhiessen die nächsten Tage stürmisches und kaltes Wetter, was bereits bei unserer Ankunft gut spürbar war. So war es denn auch keine grosse Überraschung, dass wir keinen Tropfen fliessendes Wasser in der Hütte hatten. Umso mehr genossen wir das feine Nachtessen und den guten heimischen Wein.

Dienstag 18.04.2017, Rainer

Kalt war’s und der Wind ist mir ganz schön um die Ohren gefahren als ich um sieben in der Früh die Nase rausstreckte um die Temperatur zu fühlen… Nach einem typisch Italienischem Hüttenfrühstück mit gefriergehärtetem Weissbrot und Melasse-ähnlicher Zuckerkonfi stellen wir uns um 8.30 Uhr in den Wind und machen uns auf. Der Piz Sella (3506) ist das Ziel. Der ganz schön hart und eisige Steilhang zu Beginn Richtung Passo Marinelli lässt den Puls hochschnellen und die frische Brise vergessen. Kamerad Mini verliert zwischendurch die Felle – Streicheleinheiten bei Belag und Fell erzeugt dann wieder die notwendige Haftung. Weiter queren wir den oberen Scerscen Gletscher. Wie die Umgebung aussieht lässt sich nur schemenhaft erahnen – mittlerweile gesellt sich zum Wind auch der Nebel. Kurz unterhalb von 3100 m wird entschieden: Umkehr. Zu kalt, zu undurchsichtig sie Suppe und beim einen oder der anderen kündigen sich erste Frostbeulen an. Zielsicher mit Hilfe des GPS führt uns Lotse Franz hart am Wind zurück zur Hütte. So nutzen wir die Zeit in der Hütte – zur Stärkung mit Paste, Suppe, Crosta – zum Schwatz – zum Jass.

Mittwoch 19.04.2017, Hansi

Start um 7h zum Frühstück mit trockenem Brot. Wetter wechselhaft, Temperatur minus 14°C und heftiger Wind. Um 9.30h machen wir uns auf zur Bocchetta di Caspoggio. Auf dem Sattel schiessen wir bei kurzzeitigem Sonnenschein kein Pass-, dafür ein Gruppenfoto. Anschliessend fahren wir auf hartem Schnee 800m ab, bis wir unterhalb der Hütte in den Steinen hängenbleiben.
Wieder zurück in der Hütte, serviert uns Louisa mit Charme das Mittagessen. Den Nachmittag verbringen wir mit Jassen, Sprüche klopfen und kalten Füssen. Duschen ist wegen gefrorener Wasserleitungen erschwert. Das Abwaschwasser aus der Küche ist keine wirkliche Alternative.
Nach feinem Apéro gibt es ein feines Nachtessen mit ebensolchem Wein und zum Abschluss einen echt italienischen Espresso. Gute Nacht.

Donnerstag 20.04.2017, Edith

Tour auf den Piz Tremoggia 3’441 m, 7 Std., 15.4 km, 1’750 hm
Juhui, unser erster Gipfel! Ein strahlender Tag erwartet uns, aber es ist immer noch sehr kalt (-10°) und windig. Auf der 500-hm-Abfahrt von der Hütte zum Startpunkt des Aufstiegs (ca. 2’300 m) werden unsere Beine auf der harten Schneeunterlage kräftig durchgeschüttelt. Dann geht es mit den Fellen sanft ansteigend über den Vedretta di Scerscen inferiore Richtung Gipfel, dessen markant weisses Gestein uns schon von Weitem hell entgegen leuchtet. Die Szenerie während des Aufstiegs ist sehr eindrücklich.
Die letzten Meter auf den Gipfel bewältigen wir ohne Skis, da der Schnee von der Gipfelpyramide vollkommen weggeblasen ist. Das Panorama ist atemberaubend: von der nahen, imposanten Disgrazia über die Bergeller Granitzähne, im Vordergrund die Oberengadiner Seen, im Hintergrund die Berner- und Glarner Alpen, das Bernina Massiv bis zur Adamello Gruppe.
Zurück beim Skidepot gibt’s eine kurze Lunchpause (es ist einmal mehr kalt und windig, weshalb langes Verweilen einfach keinen Spass macht). Umso toller ist die lange Abfahrt danach zurück zum Punkt 2’300, wo wir nach einer Bachüberquerung – zum Glück haben wir unsere Rettungsschwimmerin Erika mit dabei – wieder die Felle anschnallen. Das Pièce de Resistence, die steilen 500 hm zurück zur Hütte, bewältigen wir erstaunlich fit. Mit dem traditionellen Apéro und einem feinen Nachtessen lassen wir den erfolgreichen Tag ausklingen.

Freitag, 21.04.2017, Heinz

Piz Palü 3’900 m, 1115 hm, Distanz 7’700 m.
Der Freitag setzte mit dem Aufstieg auf den Palü der Tourenwoche die Krone auf. Um 07.30 Uhr schlen-derten wir mit Harscheisen von der Hütte weg, immer wieder ein vager Blick zu den Berggipfeln, ob uns der Wind heute gnädig sei. Auf rund 3200 hm hiess es anseilen und weiter über den Gletscher. Das Ski-laufen am Seil war wieder ein wenig gewöhnungsbedürftig und bestätigte eine alte Erfahrung, nie ein Pärchen am gleichen Seil. Die Toleranz ist ungleich kleiner als bei unterschiedlicher Zusammensetzung. Auf 3700 hm Skidepot und ran an das Herzstück. Nach dem Überlisten des Bergschrunds ging es über 40° steil hinauf, teils blank, also Frontzacken gehen mit voller Konzentration. Um 12.45 Uhr standen wir auf dem Palü Hauptgipfel. Nach den Gratulationen und dem Rundblick mit Benennung der Gipfel mach-ten wir uns wieder an den Abstieg, diesmal auf einer etwas anderen Route, aber auch mit 10 m voll Blankeis. Zurück am Skidepot waren wir stolz, dass es alle geschafft hatten. Gleichzeitig stand uns die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Die Gipfelpartie am kurzen Seil war für eine Sektionstour recht anspruchsvoll.
Die Abfahrt wagten wir ohne Seil, diszipliniert hinter dem Bergführer. Wir glaubten, wir hätten die Hütte am letzten Abend für uns und staunten nicht schlecht ob den vielen Skis an der Hüttenmauer. Es hatten sich noch einige Deutschschweizer Sektionen eingefunden. Keine Überraschung war hingegen das Nachtessen mit zum dritten Mal Scaloppine mit Bratkartoffeln und zum Nachtisch Panettone, aber im-mer fein gekocht. Die schmackhafte Gulaschsuppe als Vorspeise brachte immerhin etwas Abwechslung. Nicht vergessen sei der vorweg konsumierte gediegene Apéro, wozu wir uns bereits vià Fernsehmonitor über die tollen Filmaufnahmen von Michi erfreuen konnten. Ein glücklicher Abschlusstag lag hinter uns. Petrus sei Dank. Schönes Wetter und auf dem Gipfel teilweise sogar windstill.

BerichterstatterIn
Fotos: Erika und Edith