Geniessen Limone Piemont TW BGF (S/B/WS+) Michael Kirsch

Tourengruppe/-TypSektion, Skitour
Startdatum25.2.18
Enddatum4.3.18
Anmeldeschluss5.1.18
Anmeldenhttps://touren.sac-hoherrohn.ch/tours/view/5c93df25-80e0-4045-bdd7-0006ac120019
Beschreibung

25.2.2018-4.3.2018 [So-So]

Die obigen Angaben stammen aus unserem Tourenreservationssystem (climbIT).

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Franz Zürcher, Andreas Walder, Brigitta Ottiker, Edith und Lukas Röthlisberger, Lea Bachmann, Beat Bornhauser, Ueli Dubach, Oskar Erdin, Christina und Michi Kirsch
Verhältnisse
Schnee, Schnee und nochmals Schnee

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Wer gedacht hat, so knapp vor dem Mittelmeer wird’s wohl eher eng mit Schnee, der hat sich aber gewaltig getäuscht. Die hier übliche Wetterlage beschert den Montagne Marittime grosse Schneemengen, die richtige Wetterlage vorausgesetzt. Und genau diese Wetterlage hat sich in dieser Woche hier eingerichtet. Schon bei der Anreise fahren wir entlang hoher Schneemauern Richtung Colle di Tenda. Kurz vor Limone Piemont, etwa 500 m von der Strasse entfernt, liegt unsere Unterkunft Agritourismo L’Agrifoglio. Und zum ersten Mal sind wir froh um unseren 4×4!

Montag, 26.02.2018:
Es sind -10° Celsius und bewölkter Himmel. Dazu bläst ein ziemlich heftiger Wind. Wir machen uns von Limonetto aus entlang der Skipiste auf den Weg Richtung Colle di Tenda. Ausserhalb der Skipisten liegt bis zu 50 cm Pulverschnee. Auf dem Pass liegt jedoch auf der hart gefrorenen Altschneedecke kein Pulver und es bläst so stark, dass wir entscheiden auf die Cima del Pepino zu verzichten. Wir suchen Schutz im Windschatten des grossen Castello und können tatsächlich bei recht angenehmen Bedingungen unser Panini verdrücken. Nach einer kurzen Besichtigung der Ruine fahren wir zum nachgelegenen Restaurant im Skigebiet, wo wir uns noch eine Suppe gönnen. Auf halber Abfahrt zurüch nach Limonetto ziehen wir die Felle auf und steigen nochmals rund 500 Höhenmeter zum Fort Pernante auf. Auch hier bläst der gleiche Wind. Wir fahren teilweise im Tiefschnee und teilweise auf der Piste zurück zum Auto.

Dienstag, 27.02.2018:
-15°C, 20 cm Neuschnee und etwas Sonnenschein lassen uns hoffen. Wir fahren nach Limone und dort etwas abseits auf einer kleinen Strasse, bis wir von einem Holländer gestoppt werden, der Schneeketten mitten auf der Strasse montiert. Kurzerhand entscheidet Franz, dass wir auch die Autos stehen lassen können und direkt aufsteigen. Unser Weg führt uns durch typischen Wald mit allen erdenklichen Hindernissen: wir brechen hunderte von dörren Ästen ab und müssen ein kurzes Stück sogar ohne Ski aufsteigen. Schliesslich erreichen wir die Spur, welche die Holländer zu dritt angelegt haben. Offensichtlich hatten sie Erfolg beim Ketten montieren. Das Wetter ist zwar nicht grand bleu, aber trotzdem gut sichtig und deutlich weniger kalt als am Vortag. Wir erreichen den Gipfel des Monte Vecchio 1919 m nach rund 900 Höhenmeter Aufstieg. Die Abfahrt im Pulver ist traumhaft und wir beschliessen nochmals aufzusteigen, um die übrigen freien Hänge noch zu befahren. Im unteren Drittel haben wir leider den einen oder anderen Steinkontakt. Beat fand auch ein „bodenloses“ Plätzchen und benötgte vielfrauige Unterstützung, um wieder aufstehen zu können.
So weit so gut, was wir jedoch noch nicht wussten, dass das unsere letzte Tour mit allen Teilnehmenden gewesen war!

Mittwoch, 28.02.2018:
Edith und Michi hat es voll erwischt. Edith klagt über Grippesymptome, Michi scheint eine starke Erkältung zu haben. Die anderen 9 machen sich auf den Weg Richtung Planafré im Nachbartal und versuchen dort den Monte Garbella zu erreichen.
Wir beginnen die heutige Tour bei Sonnenschein. Gemütlich bringen wir Höhenmeter um Höhenmeter hinter uns. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind angenehm, resp. etwas erträglicher als die Tage davor. Die Schneemengen sind überwältigend – wir staunen ob diesen Massen von Schnee und freuen uns schon auf die Abfahrt. Nach gut 3 Stunden und rund 1000 Höhenmeter erreichen wir den Grat und den Gipfelhang. Die letzten Meter sind etwas steiler, aber dank des Neuschnees problemlos zu bewältigen. Mittlerweile hat sich das Wetter verschlechtert, so dass wir die Abfahrt bei mässiger Sicht beginnen. Der Schnee ist wie erwartet traumhaft pulvrig und reicht bis oberhalb unserer Knie. Die Abfahrt ist eine pure Freude! Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass auch weitere Tourenteilnehmende vom Husten-Grippevirus befallen zu sein scheinen. Hoffentlich fallen Oskar, Christina und Brigitte nicht auch noch aus…

Donnerstag, 01. März 2018:
Man kann es kaum glauben, aber es liegen erneut 30 cm Neuschnee. Und es schneit und schneit ohne Ende. Und leider ist es tatsächlich so, dass das Lazarett auf 5 Personen angewachsen ist! Die übrigen sechs versuchen sich in Limone im Skigebiet.
Das Wetter wechselt zwischen sehr intensivem und intensivem Schneefall. In Limone liegt auf den Dächern bis zu 2 m Schnee! Das Lawinenbulletin ist auf Stufe gross. Wir steigen zur Cabanna Chiara hoch, in der wir uns aufwärmen. Danach spuren wir weiter durch den hüfttiefen Schnee, geben jedoch im Schneegestöber schon bald auf. Für einen zweiten Anlauf nach der Mittagsrast in Limonetto findet sich plötzlich keine tragfähige Mehrheit mehr.

Freitag, 02. März 2018:
Es ist unfassbar, aber es hat bereits wieder die ganze Nacht geschneit! Die Autos auf dem Parkplatz sind kaum mehr zu sehen. Franz entscheidet aufgrund des Wetterberichts erst um 11 Uhr zu starten. Das Lazarett ist um eine Person verringert, Brigitte fühlt sich wieder in der Lage, auf Tour zu gehen. Dafür meldet Ueli erste Bedenken, will es aber nochmals probieren.
So verbringen wir den Morgen beim Stricken, Käfelen, Arbeiten und Lesen. Franz braucht fast eine Stunde, um das Auto auszuschaufeln.
Für die heutige Tour führt uns Franz wiederum nach Palanfré. Von Schritt eins an heisst es heute Spuren! Durch Oberschenkel-tiefen Schnee graben wir uns höher und höher. Dabei scheint uns die Sonne doch tatsächlich ins Gesicht – es sind Bilderbuchverhältnisse inkl. wunderschönem Panorama. In wahrem Teamwork wechseln wir uns beim äusserst anstrengenden Spuren regelmässig ab. Strenge 900 Höhenmeter später fellen wir kurz unter dem Gipfel ab – der Gipfelhang wäre zu steil in Anbetracht der Schneemassen. Die Abfahrt ist einfach nur einmalig: perfekter Pulver im Überfluss! Es ist eine pure Freude die Hänge hinunterzufahren. Schade, dass immer noch knapp die Hälfte der Gruppe krank im Hotel bleiben musste.

Samstag, 03. März 2018:
Nach dem gestrigen Abend mit wunderschönen Stimmungen der frisch verschneiten Berghänge im roten Licht der Abendsonne kann man es kaum fassen: Es schneit! Und das in einer Intensität, dass man die Schneehöhe wachsen sieht. Sonst sieht man rein gar nichts mehr. Die Lazarettgruppe ist wieder auf maximale Grösse angewachsen: Christina und Michi geht es zwar leicht besser, bei diesen Verhältnissen wäre es aber unverantwortlich draussen Leistung zu erbringen. Oskar verspürt auch eine leichte Besserung, fühlt sich aber noch nicht in der Lage, ein Tour zu machen. Und Edith hat es tatsächlich geschafft, womit Lukas sich nun auch zu den Lazarettis zählen kann. Ueli meldet zwar Schwäche an, aber zum hinterher laufen, wenn vorn gespurt werden muss, sollte es noch reichen!
Franz entscheidet um 10 Uhr mit dem harten Kern der Gruppe zu starten. Wohl wissend, dass mit Lukas eine weitere Spurmaschine ausgefallen ist.
Wir parkieren an der Talstation in Limonetta und steigen am Pistenrand hoch. Bald haben wir nur noch ein Ziel, das vom Schneegestöber schützende Bergrestaurant Le Marmotte, das wir nach ca. 1.5 h erreichen. Nach einem gemütlichen Imbiss an der Wärme unternehmen wir einen Versuch weiterzukommen. Aber schon bald hält Franz an, die Sicht ist gleich Null und es ist viel zu Riskant weiterzugehen. Also Felle weg und über die schönen Pulverhänge bei leider schlechter Sicht hinunter zum Auto.
Wir besuchen nochmals den schönen Dorfkern von Limone mit den feinen Confiserien. Die Schneemassen sind mitten auf dem Dorfplatz zu einem mehrere Meter hohen Haufen aufgetürmt worden und die Kinder benutzen diesen als ihr Spielgelände.

Bei schönstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um den Gefrierpunkt verlassen wir am Sonntagmorgen unsere Unterkunft. Die Gastfreundschaft des Agritourismo hat den fehlenden TV und das mangelhafte WLAN schnell vergessen lassen. Auch das ausgezeichnete und immer sehr reichhaltige Essen mit den feinen piemonteser Weinen haben einen wesentlichen Beitrag zum guten Gefühl, welches sich in dieser Woche eingestellt hat, beigetragen. Aus Sicht des Tourenleiters ist es das Hotelzimmer, welches ich solange ich denken kann, mit Abstand am längsten von innen gesehen habe! Ein Grund zu Wiederkommen, diese Hypothek nehme ich sehr gerne auf mich.

Wer körperlich und seelisch alle Strapazen dieser Woche durchgehalten hat, hat es auf 5’000 Höhenmeter in tonnenweise Pulverschnee gebracht. Danke der ganzen Gruppen für die tolle Stimmung die ganze Woche und Franz für die wie immer ausgezeichnete Führung.

BerichterstatterIn
Diverse