Piz Zuort Ski-Rundtour

Startdatum13.4.13
Enddatum14.4.13

Tourenbericht

TeilnehmerInnen
Hansruedi Bachmann Daniel Tanner Beat Bornhauser
Verhältnisse
Startpunkt: Tarasp Fontana ( 1402 m ), ab Haustüre Startzeit: 05.20h Temperatur: 1–2° Wetter: grand beau, laut Meteo, aber dem war nicht (ganz) so. Bei nächtlich bedecktem Himmel, war die Wärmeabstrahlung eher mässig. Mit Folgen für die Schneequalität. Lawinenbulletin: mässig frühmorgens, aber mit temperaturbedingtem, markantem Anstieg des (Nassschnee-) Lawinenrisikos im Tagesverlauf. Höhenmeter: 1700 + 140 m Tour 690 auf Skitourenkarten (Aufstieg)

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Der schönste Berg der Welt ist…….
Eine zugegebenermassen schwierige Frage. Sie ist wohl nur sehr subjektiv zu beantworten. Als ehemaliger MIttelbündner weiss ich es aber ganz genau: es ist natürlich der Heinzenberg. Überrascht? Wir hätten da aber einen, der es damals verlässlich wusste. Eine historisch gesicherte Gestalt und damals einer der Hauptplayer der Bündner Wirren: der Duc de Rohan. Er kam zu diesem unumstösslichen Urteil.
Klar?

Dann könnten wir bereits zum zweiten Thema zappen. Welches ist die schönste Skitour der Alpen? Abgesehen von allen Subjektivitäten: die haben wir soeben absolviert. Die Tour auf den hinten im Val Zuort gelegenen Piz Zuort. Auch hier liegt ein sehr kompetentes, fachmännische Urteil vor. Toni Hiebeler, der renommierte Alpinist aus dem Messner Dunstkreis, der es ja eigentlich wirklich wissen sollte. Er taxierte diese Tour mit Abfahrt durch das Val Zuort als ausserordentlich. Stupend, wie die Romanen zu sagen pflegen. Wer einmal diese Abfahrt gefahren sei, werde von allen weiteren Skitouren enttäuscht sein. Keine andere Tour reiche an die Abfahrt durch das Val Zuort heran.
Akzeptiert?

Aufstieg:
Die kurz nach Aufbruch hereinbrechende Morgendämmerung erleichterte bald die Wegfindung durch den unten gelegenen Wald. Wir wählten die linke Einstiegsvariante. Nach Durchquerung des anschliessenden, immer lichter werdenden Legföhrenbestandes, wurde die Orientierung immer simpler. Einfach der Nase nach bergwärts. Die beidseits eingrenzenden, steilen Bergflanken waren verlässliche Leitplanken. Insgesamt drei Terrassenstufen galt es zu überwinden. Die sperrenden Felsriegel wurden jeweils östlich umgangen. Das Gelände lässt rasche Aufstiege zu. So sind, gemessen an der angegebenen Marschzeit, fabulöse zeitliche Unterbietungen bekannt. Unsere Aufstiegszeit bewegte sich im unverdächtigen Rahmen.
Die Steilheit des letzten Aufstieges über die Ostflanke offenbarte sich uns recht bald. Ein sich bei einer Würgespitzkehre lösender Ski sauste mit Tempo nach unten. Harscheisen sei dank kam der Abtrünnige dann doch, nach gesehenen 60, gefühlten 120 m Gottseidank zum Stillstand. Moral der Geschichte : nicht jeder Rappen zählt, aber offensichtlich jeder mm. Dies beim Hochklappen des Sicherungshebels der Leichtbindung, die inzwischen ja alle haben. Ausgestattet mit einer überdurchschnittlichen Portion an Sozialkompetenz, machte sich unser gütiger Dani auf den mühsamen Weg wieder abwärts, um das für die Fortsetzung der Tour so wichtige Teil zu bergen. Danke, danke.
Nach kurzem Gipfelrast folgte das eigentliche Schmankerl. Trotz, wie geschildert, famoser Abfahrt entlang der Aufstiegsspur, suchten wir noch nach einer Steigerung. So stürzten wir uns in entgegen gesetzter Richtung nach Westen in ein ebenso steiles Couloir nach unten. Die Unterlage war unerwartet hart und gut befahrbar. Nach 400m Höhenverlust ging es wiederum in gleicher Steilheit einen oben wächtenbewehrten Steilhang 140 m hinauf über die Fuorcla da Trigl. Früher wurden da Geissböcke rübergetrieben, jetzt waren wir dran. Der Tageszeit entsprechend und bei voller Südexposition stiegen nicht nur die äusseren Temperaturen. Das parallel westlich zum Val Zuort gelegene Tälchen, Grava d`Laisch mit Namen, lag vor uns. Keinerlei Spuren und Zeichen von Gleichgesinnten, dafür massig Lawinenzüge, die sich beidseitig von den steilen Bergflanken in das Tälchen ergossen haben. Glücklicherweise noch etwas vor unserer Zeit. Die Schneequalität war oben super. Unten aber derart mies, tief und sumpfig, dass sich eigentlich jeder weitere Kommentar erübrigt.

Nach Rückkehr durch das Val Plavna, hatten wir tatsächlich eine wackere und ausserordentliche Rundtour hinter uns. Auf der sonnigen Veranda in Fontana war das grundehrliche Bier mehr als verdient.

Besonderes:
Der SAC Sektion Hoher Rohn war dieses Wochenende lokal offensichtlich sehr auf der Höhe. Auch der Senor El Presidente war vor Ort. Christian Pitroff hatte im offiziellen Tourenprogramm die Besteigung des Piz Pisoc (3174 m) als diesmal „ eine etwas besondere Skitour „ apostrophiert. Der Pisoc, als immerhin höchster Peak der „Unterengadiner Dolomiten„ , ragt schräg gegenüber dem P.Zuort aus dem gleichnamigen Tal empor. Für Locals, wie ich jetzt weiss, im Winter ein recht schwieriges Unterfangen. Wenn man sich die steile Zugangsrinne durch den tiefen Couloirschnee hochgekämpft hat, ist man zwar auf den Sattel, aber noch nicht ganz oben. Was folgt, ist ein auch im Sommer nicht ganz einfacher Verbindungskamm zum definitiven Piz.
Aber: wieder unten, profitieren schliesslich auch die Pisöcler von der traumhaften Abfahrt durch das Val Zuort.

BerichterstatterIn
Beat Bornhauser